🇦🇷 Carhué-Bahia Blanca-Las Grutas-Isla Valdez, 18.-20. September 2025
- Charlotte Tina
- 21. Sept.
- 7 Min. Lesezeit
Donnerstag, 18. September
Entspannt düste ich los Richtung Küste.
In Pigüé machte ich Halt bei einem Schwimmbad in einer kleinen Straße. Es war zwar geöffnet, aber ich musste eine halbe Stunde auf den Besitzer warten. Der mich nicht reinlassen wollte und unglaublich unfreundlich war.
Erst sagte er, um rein zu kommen müsste ich eine 13er Sammelkarte kaufen. Dann, als ich sagte, ich wolle nur eine halbe Stunde schwimmen und sei auf der Durchreise, dass jetzt kein Platz sei und es nicht ginge. Es gab eine Glasscheibe...
In meiner Unterkunft in Bahia Blanca dann wieder das Kontrastprogramm: eine herzliche, hilfsbereite Frau die zudem Englisch sprach.
In dem ungewöhnlichen Raum (wie ein Laden mit tiefem Schaufenster und Vorhängen) gab es sogar eine Waschmaschine, die ich nach 10 min auch im Eco-Programm und mit Shampoo zum Laufen brachte.
Wunderbar. Dann frühstückte ich das sehr gute Müsli und die Tränen der Frustration waren wieder getrocknet.
So etwas ist für mich mit am schlimmsten beim Reisen alleine. Niemand, mit dem man darüber reden kann. Und Rassismus zu erleben ist für uns Mitteleuropäer ja nun auch eher ungewohnt.
Ich ging einkaufen, aber ich bin auf Entzug, also suchte ich das nachste Schwimmbad. Das war so eine Art Wassersportzentrum.
Die schrieb ich erst mal an und ratzfatz wurde es ganz kompliziert, da sind die besser drin als wir, was ich durchaus bemerkenswert finde.
Vor allem heißt es immer erst, bei wirklich fast allem, ja.
Und dann, wenn man das machen/ haben/bestätigt sehen will, geht es nicht mehr und wird richtig schwierig.
Ich lief kurzerhand die 1,3Km hin. Und kam nicht rein. 5m entfernt vom Stoff. Ich hörte das Wasser verheißungsvoll gegen den Beckenrand klatschen, ich sah es, die geleinten Bahnen. Es war furchtbar! Cold Turkey.
Und dann entspann sich doch noch ein langer, sehr langer Chat über WhatsApp.
Jedenfalls durfte ich für 7,33€ um 19:45
kommen.
Vorab musste ich meine Passnummer, mein Geburtsdatum und meinen vollständigen Namen angeben, wie bei fast allen Aktivitäten.
Erst sollte ich den Eintritt überweisen, aber da konnten wir uns dann auch einigen.
Es hat von 13:20-17:00 gedauert, diesen Termin zu buchen. 1/2h schwimmen!
Neben dem Eintritt von 10.400ARS musste ich noch eine hier vorgeschriebene Badekappe bezahlen. 4.000ARS/2,80€.
Eine neue für meine Sammlung (Brüssel, Shanghai, Bahia Blanca...).
Hier gibt es interessante Mülltütengestelle, die mir auf der Strecke ins Auge fielen. Ich nehme an, damit die vielen Hunde nicht die Tüten aufreißen auf der Suche nach Futter. Und auch als Schutz gegen Ratten vermutlich.
Weil ich ansonsten eh nichts von der Stadt gesehen habe, außer beim Durchfahren, habe ich gleich die nächsten drei Tage organisiert, dann ist das mal vom Tisch.
Bissel Tomate, Avocado, rote Zwiebel mit Haselnussöl gefuttert.
Zu 19:30 ging ich dann schwimmen und es war schon zum Totlachen.
Erst wurde ich in eine andere Halle geschickt.
Ich kam irgendwo rein und alle wussten gleich, wer ich bin.
In der zweiten Halle, 200m die Straße runter, wurde ein netter Typ geholt, der etwas Englisch sprach und hoffnungsvoll fragte, ob ich jetzt öfters käme weil er dann mal etwas sprechen könnte. Junge, ich fühle Dich.
Dann Umkleide, in die Halle mit trübem 20m-Becken und vier Bahnen, warten, bis das Kinderschwimmen vorbei war.
Der Schwimmlehrer, das peilte ich erst da, ist die ganze Zeit da.
Er schrieb Übungssätze an die Tafel, meine Bahnnachbarn hielten immer an, studierten die Anweisung und setzten das um.
Das ist anscheinend Standard, kann auch sein, dass ich das komplett falsch verstanden habe.
Aber dass ich einfach 1.000m runterschwimmen wollte ohne Instruktor, das war für die umgekehrt unverständlich.
Jedenfalls kamen nacheinander der nette Typ der sich so nach Verständigung in Englisch sehnte, die nette Frau vom Tresen und noch ein Typ rein, unterhielten sich mit dem Schwimmlehrer und den zwei anderen Schwimmern auf meiner Seite und dabei starrten sie mich beim Schwimmen an.
Das war schon etwas bizarr. Ich habe ab und an mal kurz innegehalten beim Wenden und sie angelächelt, sie strahlten mich unisono an und starrten unbeirrt weiter. Schräg!
Das Wasser hatte vermutlich 40°, entsetzlich, danach musste ich länger kalt duschen.
Diese 50 Bahnen haben mich also von 13:20-20:30 beschäftigt, ich liebe schwimmen, ohne Wasser fühle ich mich wie... na ja, das ahnt man vielleicht, aber ob ich das noch mal haben muss? Lo dudo por el momento.
Ich hatte vormittags die Autovermietung angeschrieben und einen weiteren Lösungsvorschlag unterbreitet, sie hatten zurückgeschrieben, dass sie sich in Kürze melden würden-kein Pieps.
Freitag, 19. September
Ich orientiere mich bei meiner Fahrt in den Süden an der Ruta Nacional 3, auf dem Rückweg, entlang der chilenischen Grenze, folge ich der RN40, einer der bekanntesten und längsten Fernstraßen der Welt, die besonders viele schöne Orte streift.
Von Bahía Blanca ( der Ort ist definitiv keinen Besuch wert) fuhr ich also zunächst westlich um die gleichnamige Bucht, an der der Ort liegt, dann auf die RN3 über Viedma nach Las Grutas (etwa 480Km), einem beliebten Küstenort, der günstig für mich lag, wo ich ein Hotel mit super last minute-Angebot gefunden hatte und das Bilder mit einem Außenpool veröffentlicht hatte. Die Hoffnung stirbt zuletzt.
So ging es über hunderte Kilometer:
Bei der Einfahrt nach Patagonien wurde der Kofferraum (mein Kleiderschrank, Badezimmer und die Küche) bei einer routinemäßigen Kontrolle durchsucht.
Früchte, Fleisch und andere Dinge dürfen nicht in die Region eingeführt werden, um Kontaminationen (die haben unter anderem keine Drosophila melanogaster, die Glücklichen) zu verhindern.
Dieser Regelung fiel meine Paprika zum Opfer, den Apfel verputzte ich noch schnell und die Zitrone, Tomate und den Rest Salami hat er übersehen, ich vergessen, habe ich, gesetzestreu, aber auch recht bald vernichtet 😋
Abgesehen von den vielen Rindviechern sah ich zum ersten Mal Schafe.
Die Straße war endlos. Schnurgerade, guter Zustand, endlos.
Aber ich kam an.
Und es war ein Kracher. Super nette Leute, es wurde extra jemand geholt, die Englisch sprach, sehr schön, ich gucke aus dem Bett fast auf den Atlantik, sauber, hell, riesig, im Hof mehrere Grillplätze, ein sehr hübscher Pool (zu klein zum Schwimmen, aber frisch), komfortabel-Ich liebe es. 32,26€ heute.
Nach dem Anmeldeprozedere, bei dem nur meine Schuhgröße ausgelassen wurde, warf ich mein Zeug ab und stürmte zum Meer.
So schön!
Ich bin in Patagonien!!
In kleinen Felshöhlen am Meer leben hunderte wunderschöner Papageien, die einen Höllenlärm machen.
Im Schlick lagen lilane, irisierende Muscheln, im Sand bildeten sich durch das ablaufende Wasser die Formen von Blattstrukturen oder Farnen.
Ansonsten sah es halt aus wie der Atlantik.
Nach einem langen Spaziergang schaute ich, wo ich eine Tasche (als Küche, statt des blöden Pappkartons) und einen Dosenöffner herbekommen könnte.
Wichtiger Reisetipp: die Dosen hier haben alle keine Aufreißlaschen. Aber in keiner Unterkunft ist ein Dosenöffner zu finden.
Gäbe es stabile Messer, vielleicht... Aber ich fürchte, ein Versuch mit den vorhandenen Materialien würde zu einer Handamputation führen.
Langer Rede kurzer Sinn: ich will Mais!
Auf Maps fand ich diese nett aussehende Seite:
1,5Km entfernt, prima Spaziergang um den Ort kennenzulernen.
An der Adresse waren nur einfache Häuschen zu sehen, nichts, was nur annähernd mit einem Geschäft in Verbindung zu bringen gewesen wäre. Nun war ich hergekommen, nun wollte ich es wissen. (Das war das Haus gegenüber, ich konnte deren Haus ja schlecht fotografieren, ist aber sehr ähnlich).
Ich ging also über den Vorhof, sah durchs Fenster, ein Mann kam heraus und über Translate stellte sich raus, dass seine nicht anwesende Frau die Taschen herstellte. Seine Tochter kam dazu, ich wurde ins Wohnzimmer gebeten, ein Säugling im Hochstuhl, ein fieser kurzgeschorener weißer Pudel mit einer Augenkrankheit, der die 15 Minuten, die ich dort verbrachte, ununterbrochen knurrend an mir schnüffelte, das erwartete mich.
Das Mädchen war reizend, brachte einen Karton und zeigte mir die Sachen, leider war gar nichts dabei, was mir gefiel bzw. passte.
Essen gehen fiel aus, es gab Salat ohne Mais.
Samstag, 20. September
Die Nächte hier sind schon empfindlich kühl, die Heizung lief in meinem Appartement und ich war froh darüber.
Zum Frühstück gibt es in Argentinien eigentlich nur süße Teilchen. Und über den Tag verteilt weitere.
Mittlerweile weiß ich, nebenbei, dass es noch andere Croissants gibt. Die heißen Medialunes, also Halbmonde, sind kleiner und sehr viel süßer als die in Europa und oft extra noch mit Zuckersirup bestrichen. Schmecken aber schon gut.
Ich dachte, Diabetes müsste hier ein Thema sein, aber wir schneiden im internationalen Vergleich deutlich schlechter ab.
Meine Route führte mich heute zur Isla Valdez, einer Halbinsel im Atlantik, ein Naturreservat, in dem es Pinguine, Seelöwen, Wale (vom Ufer aus) zu sehen geben soll.
Weil es dort nur unbefestigte Straßen gibt und ich nur entsprechend langsam vorankommen werde, bleibe ich zwei Nächte, um morgen einen entspannten Tagesausflug in den Norden der Insel machen zu können.
In der Nacht hatte der Autovermieter eine bizarre Nachricht geschickt.
Das ist mir zu belastend. Ich habe sehr deutliche Worte gefunden und werde die Kommunikation beenden, über Check24 werde ich das reklamieren und wo es nur geht vernichtende Bewertungen hinterlassen, das langt jetzt.
Als ich auf der Isla Valdez ankam musste ich zunächst einen Eintritt bezahlen, 18,31€ bei einem Mann, der Englisch und etwas Deutsch sprach, weil sein Urgroßvater aus Bremen kam und in der Schlacht von Verdun gekämpft hatte, bevor er auswanderte.
Ich war im Himmel!
Im Shop des Besucherzentrums, in dem seine Freundin arbeitete, die ebenfalls Englisch sprach (ich hatte mir ganz fest vorgenommen, so etwas nicht zu kaufen) konnte ich einfach nicht widerstehen:
Die Park Rangerin beriet mich hervorragend für den morgigen Tag, sah sich mit mir die Gezeitentabellen an und zeigte auf der Karte die schönsten Stellen. Und dann bekam ich noch einen Stempel in meinen Reisepass. Darf man das? 😁
Dankbar fuhr ich weiter und bog auf eine abenteuerliche Sandpiste ab, die zum Mirador de Ballenas und Lobería de Puerto Pirámides führte.
Schon auf dem Weg sah ich die Wale. Und dann am zweiten Aussichtspunkt sah und roch ich zahllose, bestialisch stinkende Seelöwen.
Im Video schaut auf die Bildmitte, wie sie ins Wasser purzeln 😂
Ich nahm Brot, Eier und Salz, setzte mich auf eine Bank mit meinem Frühstück und betrachtete bestimmt eine halbe Stunde drei Wale, die Aquagymnastik um ein kleines Touri-Schiff herum machten mit allen Schikanen; Köpfe raus, Fontänen, Fluken… Das habe ich so und dann noch vom Ufer aus noch nie erlebt. Einfach schön.
Ich machte mich auf zur Unterkunft, erneut reizende Leute, ein gemütliches Zimmer in so etwas wie einem Gartenhaus.
Die Insel ist etwas teurer 51€/Nacht mit Frühstück.
Dann noch ein Spaziergang zum Strand, es sollten wieder Wale zu sehen sein, war aber nicht so.
Vor 21 Jahren wurde an diesem Strand ein Wal gerettet, seitdem ist dieser Tag der des Wals, woran eine etwas ramponierte Tafel erinnert.
Puerto Pirámides ist winzig und lebt allein vom Tourismus, das war in 15min abgegrast.
Im Gemischtwarenladen kramte der Mann eine Weile, dann tauchte sein Kopf wieder hinter dem Tresen auf und er hielt triumphierend einen Dosenöffner in der Hand.
Ich bin nicht sicher, ob mit diesem Modell eine Amputation abgewendet ist.
In der Bäckerei bekam ich leider keine halbe Tortilla, das war eine Portion für 3 Leute. Schade, sie sah köstlich aus, ich war so hungrig, sie sollte 14.000ARS kosten.
Blog schreiben. Dann war mir langweilig und ich kletterte den kleinen steilen Berg hinter dem Häuschen hoch und schlitterte im Sand wieder runter.
Und dann, der Empfang war eine Katastrophe, dauerte es drei Stunden, das hier fertig zu bekommen 🙈
Morgen werde ich ziemlich sicher Pinguine sehen!!! Die waren einer der Gründe, warum ich nach Südamerika wollte.
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