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🇦🇷 Bariloche-San Martin de los Andes-Chos Malal, 9.10.-11.10.25

  • Autorenbild: Charlotte Tina
    Charlotte Tina
  • 12. Okt.
  • 6 Min. Lesezeit

Aktualisiert: vor 7 Tagen

Donnerstag, 9.10.

Entspannt machte ich mich auf den Weg und fuhr zunächst die Halbinsel ab, die den Llao Llao Nationalpark beheimatet.

Das Wetter war nicht so toll, aber meistens trocken, also alles gut.

Bariloche sieht nach einer sehr hübschen Stadt aus, aber der Verkehr war mir zu heftig und deshalb fuhr ich direkt zur RN40.

Eine tolle Strecke über 200Km nach San Martín de Los Andes, die Ruta de los Siete Lagos, die Route der sieben Seen.

Kurvenreich, viel auf und ab, abwechslungsreich, wunderbare Landschaft, tolle Aussichtspunkte.


Hat Spaß gemacht, das zu fahren.

Und man kann alle 2 Minuten aussteigen, um den Blick zu genießen und ein Foto zu machen. Ich habe 6,5h gebraucht.


San Martin de los Andes liegt auf 630m Höhe am Lago Lácar, einem Gletschersee. Ort und See sind eingerahmt von den Anden. Malerisch.


In San Martin musste ich steil bergauf über eine eher schmale Schotterstraße zur Unterkunft.

Das Zimmer war sehr schön, der Blick großartig, leider stimmten die Angaben bei booking nicht, von wegen Gemeinschaftsküche, Herd usw., das gab es nicht. Hätte ich so nicht gebucht.


Also Brot und Salami und Käse aus dem Vorrat, auch gut. Das Restaurant war mir zu teuer (zB 10,80€ für ein Stück Kuchen???!):

Allerdings hatte ich mich sehr auf zwei Tage Ruhe gefreut, lecker und gesund kochen, Beine hoch. Das fiel nun ins Wasser.


Auf der Strecke war ich in einem Supermarkt und habe mal die Kamera, ohne Makel besonders zu fokussieren, aufs Gemüse gehalten. Das ist ziemlich normal (im Supermarkt):

Es gibt aber auch Obst- und Gemüseläden (mit besserer Qualität), wie bei uns früher.


Hier gibt es auch (noch) Haushaltswarenläden, Eisenwarenhandlungen, Bäckereien, Patisserien, Kurzwarenläden (in Esquel war so ein unfassbar schöner, altmodischer Laden mit unendlichen Metern Vitrinen/Tresen aus dunklem Holz und Glas, so etwas kannte ich nur aus Filmen; war mir zu peinlich, da wie wild zu fotografieren), all die spezialisierten Geschäfte, die bei uns leider ausgestorben sind.


Ich drücke mir da die Nase oft am Schaufenster platt oder husche hinein, starre verzückt und streiche verstohlen mit den Fingerspitzen über die Oberflächen, um so viel wie möglich von der Atmosphäre aufzunehmen.


Da stehen dann gut und gerne drei, vier oder fünf VerkäuferInnen hinter dem Tresen und sind mit geheimnisvollen Dingen beschäftigt, notieren etwas in großen Kladden, die aussehen wie Kontorbücher.

Die Kunden, die bedient werden, erhalten die volle Aufmerksamkeit und Zeit, die es braucht.

Man hört die Zeit langsamer ticken.


In Esquel war ich auch in einem Laden, der Herde, Backöfen und Grills verkaufte. Ein Traum. Daneben Rasenmäher 🤣


Freitag. 10.10.

Es gab immerhin den Versuch eines Sauerteigbrotes zum Frühstück, keine Butter aber die allgegenwärtige Käsecreme und, ebenso allgegenwärtig, Schinken und Käse. 


Oh, und Omelette. Gefüllt mit Schinken und Käse. Und natürlich Kuchen ohne Ende. Die Croissants waren erstmals ausgezeichnet.

Ich schlitterte mit dem Toyota runter nach San Martin und schlenderte durch die Straßen. Kühe liefen über ein Krankenhausgelände.


Nett, aber sehr touristisch und teuer.


Ich fand den Stanley Reisebecher, den ich zu Hause habe, allerdings eine Nummer größer und fragte nach dem Preis. 117.000 Pesos, also 70€ 😳 Der kostet bei uns etwa 40€.

Das liegt daran, erfuhr ich, dass auf eingeführte ausländische Produkte 70% Steuer erhoben werden.


Dann betrat ich die Touristeninformation. Ich wollte mich nach meinem potentiellen neuen Hobby erkundigen, dem Wandern, ich muss ja üben.


Eine Karte gab es nicht, aber ich könne rechts von der Bucht einen Wanderweg hochgehen, nach drei Kilometern käme ich an eine Hütte, wo ich 5.000 Pesos zahlen müsste, 50m weiter wäre dann der Aussichtspunkt, so die graue Maus hinter der großflächigen Glasscheibe und den großen, altmodischen, spiegelnden Brillengläsern, die wegen der großflächigen Glasscheibe kaum zu verstehen war und auch mich kaum verstand.


Bin ich die einzige, die sich bei so einer Ansage verscheissert fühlt?


Alternativ, schlug sie vor, könne ich den Weg am Wasser entlang gehen.

Ich wandte ein, da sei doch nur die RN40 und kein Fußweg, kein breiter Seitenstreifen?

Ja, 4Km die Straße entlang, genau.


Ich beschloss, dieses Thema zu vertagen.


Im Supermarkt erstand ich Äpfel und eine Gurke als Snack für die Fahrt morgen und eine Quiche mit Hähnchen, die unerwartet lecker war, richtig gut.


Dann rumpelte ich im Staub zurück auf den Berg.


Einen Kaffee und ein Stück Quiche später: 🐝 🐝 🐝


Meine Übungsstrecke führte mich die staubige Straße weiter nach oben. Die Aussicht wurde immer besser.

Ich buchte ein Hotel für den nächsten Tag, keine Auswahl mal wieder, und genoss auf der Bank den Blick bei schwindender Sonne.


Samstag, 11.10.

Ein verrückter Tag. 480Km. Fast direkt nach San Martín begann wieder Steppe und auch Wüste. Über fast all die Kilometer. Neben, vor und/oder hinter mir fast immer Berge.

Da ich in den Anden bin, wollte ich natürlich einen Andenkondor sehen.

Am Gletscher Perito Moreno flog ein sehr großer Vogel, die Norweger meinten, das sei einer gewesen. Hm.


Auf meiner Strecke war ein Kondorausguck, da wollte ich hin:

Interessant, sogar mal auf Englisch, kein Kondor. Nur ein kleiner, verkleideter.


Also weiter.

Und dann schwebten den restlichen Tag immer wieder Kondore über mir und ich war immer zu spät mit der Kamera. Das ist halt ein Problem wenn man allein fährt, keinen Seitenstreifen hat und nach oben starren will.

Suchbild:

Da es doch eine Menge waren bin ich zuversichtlich, noch bessere Fotos liefern zu können.

Heute lief Fischer-Z, die habe ich seit vermutlich 30 Jahren oder länger nicht mehr gehört. Einige Songs sind aber einfach klasse.

Kurze Zeit später tauchte ein kleiner See auf mit hellblauer Wasseroberfläche und es sah aus, als seien an den Gewässerrändern dicke Salzkrusten. Und inmitten dieser ohnehin schon unwirklichen Farben in dieser Steppe standen haufenweise grellrosane Flamingos.


Das war ein wirklich schrilles Bild und leider!!! wieder zu weit weg für iPhone. Seufz.


Schon in den ersten Tagen des Roadtrips fielen mir die vielen, vielen Plastikflaschen mit gelber Flüssigkeit an den Straßenrändern auf.

Es hat tatsächlich etwa zwei Tage gebraucht, bis es geklickt hat… Was denken die Typen sich dabei? Die werden buchstäblich ewig dort liegen und es werden täglich mehr🤢

Dann begann der schlimme Teil des Tages. Ich fuhr vor mich hin, vielleicht 40-50Km seit der letzten menschlichen Behausung, da lief im Schotterbankett ein junger großer schwarzer Hund. Ich fuhr langsamer und wunderte mich. Nach ein paar Kilometern dachte ich, bis zur nächsten Behausung sind es auch über 30Km, die Sonne knallte, es gab weit und breit kein Wasser, das würde er nicht überleben.


Also wendete ich, stellte Wasser und Tupperschüssel bereit, kramte nach dem Rest Quiche. Ich sah ihn bald und hielt an.

Er schaute gehetzt und verängstigt und bevor ich etwas sagen konnte raste er davon in die Wildnis.

Ich rief, keine Reaktion.

Dann fand ich ihn wieder, er sah mich und nahm wieder Reißaus. Das arme Tier.

Ich hatte keine Chance, ihm zu helfen. Das wird mich, ich weiß es, ebenso verfolgen wie das totkranke, verhungernde Katzenbaby in Chefchaouen in Marokko.


Extrem bedrückt kam ich in Chos Malal an.

Ich hatte mir nichts erwartet als eine Übernachtung auf dem Weg im üblichen Barackencharme an sandiger Straße, der Ort ist aber wirklich sehr schön, von beeindruckender Landschaft umgeben, entspannte, freundliche Menschen, auch viele junge, die alle miteinander sprachen, auf der Straße, in Geschäften, in Cafés, den Parks.

Obwohl der Ort klein ist wirkt er sehr lebendig.

Das vermittelte den Eindruck einer hohen Lebensqualität.


Nette Geschäfte, Märkte, Restaurants, Grünflächen, Straßen. Sehr hübsch und gepflegt.

Wenn Häuser verputzt oder gestrichen sind sieht es so viel schöner aus.


Am Fluss gab es ein kostenloses und gut frequentiertes Kinderkarussell mit viel Gelächter.


Auch das Hotel ist, entgegen vielen Rezensionen, sehr nett und sauber und hat einen sehr schönen Garten.


Ich hatte den Eindruck, dass sich nicht viele Ausländer hierher verirren.

Eine junge Verkäuferin in einem Bekleidungsladen (ich brauche ein TShirt und finde keins) kicherte einfach nur ununterbrochen ganz aufgelöst, da war eine ziemlich große, anrührende Unsicherheit.


Etwas in der Art passierte mir noch zwei mal auf wenigen Metern, erstaunlich.

Ich machte einen langen Spaziergang, lernte einige Hunde kennen und dachte, ich kann zumindest ein paar von den armen Mäusen mal etwas glücklicher machen, besser als gar nichts und kaufte eine Tüte Futter, die im Fußraum auf Bedürftige wartet.


Am Fluss tauchte ein Hügel auf mit dem Torre Chos Malal darauf. Das nun aktivierte Wander-Gen schnaubte ganz aufgeregt, Hopphopp, rauf da!


Also krabbelte ich folgsam den steilen, sandigen Abhang hinauf um festzustellen, dass auf der anderen Seite eine schöne Behindertenrampe mit ausgesprochen moderater Steigung einen bequemeren Zugang ermöglicht hätte.

Aber das wäre ja langweilig, sagte das frisch erwachte Gen. Richtig. Total langweilig.







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