🇨🇳 Yangtse, Tage 11-13
- Charlotte Tina

- 16. Sept. 2024
- 4 Min. Lesezeit
Tag 11
Kurz nach sieben fuhren wir mit dem Bus nach Guilin und von dort 4h mit der Bahn knapp 900km nach Chongqing, wo das Schiff, auf dem wir nun drei Tage den Fluss entlang fahren, ablegte. Dieser Abschnitt der Reise ging über mehrere hundert Kilometer.
Nachfolgend eine kleine Sammlung unnützer aber dennoch interessanter Informationen:
Chongqing hat 32 Millionen Einwohner 😱
Das Zentrum hat 17 Mio. Der Speckgürtel ist so groß wie Österreich. Der Stadt!
In der Stadt gibt es 70 Motorradhersteller, die hauptsächlich 125er bauen, von denen ein Großteil exportiert wird in die Nachbarländer.
Der Boden unter der Stadt ist aus Granit, deshalb gibt es eine Schwebe- statt einer U-Bahn.
Lesbische und schwule Beamte sind nicht erwünscht und werden aus dem Staatsdienst entlassen, kommt es raus.
Für diese Tüte voller Schätze habe ich 2,04€ bezahlt:
Eine Flasche Wasser mit etwa 600ml kostet zwischen 2 und 8¥, also 0,23-1,02€.
Hier mal ein Beispiel, wie das mit den Kameras im Bus aussieht. Eine auf den Fahrer, eine auf den Reiseleiter, eine auf die Fahrgäste.
Im Zug frühstückte ich scharfes Huhn mit Reis und einem halben Ei für 26¥ = 3,30€. Das war recht gut. Als Leckerei hatte ich am Bahnhof süße Maronen erstanden.
Chongqing empfing uns mit 38°, aber etwas trockener und somit erträglicher.
Als erstes fuhren wir in den Eling Park und erklommen die sieben Etagen einer auf einem Hügel gelegenen Pagode. Von dort hatten wir einen unglaublichen Blick auf die beiden Flüsse und die Häuserwüste. Auch das war wieder ein Anblick, der kaum zu vermitteln ist mit einem Foto. Es ist monströs und absurd.
Schöne neue TikTok-Welt (Ton an und laut!):
Ich hatte schon vorab gefragt ob ich eine Kabine für mich haben könnte und der Preis wurde aufgrund der geringen Auslastung erheblich reduziert, die Kosten teilen meine Zimmergenossin und ich uns.
Das Restaurant im unteren Bereich des Schiffes war ein Graus, das Essen richtig schlecht, es roch unangenehm muffig, die Chinesen stürmten das Buffet ohne Rücksicht auf Verluste.
Wir entschieden uns, gegen einen geringen Aufpreis das Restaurant auf dem obersten Deck zu buchen, auf dem auch unsere Kabinen sind.
Das Essen war gut und es gab sehr viel Auswahl und Vielfalt. Wegen der chinesischen Klientel auch solche Dinge wie Entengedärm oder Gänseblutpudding (Rubrik Affenhirn, das bis vor einigen Jahren auch gegessen wurde).
Das soll ein 5*-Schiff sein. Fragt sich, in welchem Land bzw. wie hier die Kriterien sind. Sauber ist ganz anders, es ist schon sehr abgerockt, das hatten wir uns anders vorgestellt.
Torsten hat, als er eine Lampe einschalten wollte, erst mal einen Schlag bekommen.
Hier ein lustiger Soll Ist-Vergleich des Fitness-Bereichs (Webseitenbeschreibung und Realität):
Äußerst irritierend finde ich, dass das Schiff ziemlich Schlagseite nach Backbord hat, von Anfang an. Ich schlafe seitlich leicht abschüssig.
Aber wir lagen mitten in dieser Mega-Metropole, abends begann eine Lichtshow, die alle umliegenden Bauten einschloss, das Auslaufen in der Dunkelheit war spektakulär, die Nacht tropisch heiß bei 35°, vor uns ein kühles Bier, das Leben fühlte sich gut an.
Ein schöner Abend, endlich mal wieder Privatsphäre in der Kabine, wir fuhren durch die Nacht bis Fengdu.
Tag 12
Der Ausflug des Tages führte uns in die Geisterstadt Fengdu. Um 8:30 hatten wir schon über 30°, dankenswerterweise fuhr eine Seilbahn nach oben.
Geisterstadt deshalb, weil hier symbolisch die Toten ankommen und die Stufen der Prüfung durchlaufen, ob sie in den Himmel oder die Hölle kommen, die wir ebenfalls durchliefen. Ähnliches Konzept wie im christlichen Glauben.
Wenn man das möchte 🤷♀️
Zum Mittagessen waren wir zurück, der Nachmittag war frei. Das gab es noch nicht, schön, obwohl ich die wunderschönen Landschaften von Longsheng und Yangshuo vermisse.
Am liebsten würde ich da mit dem Fahrrad weiter radeln und die Gegend erkunden.
Am Abend saßen wir erneut in der tropischen Hitze an Deck, der Lärm der Stadt neben uns als Kulisse. Sehr nett.
Tag 13
Es gab eine kurze Besichtigung der Brücke.
Wir legten im Ort Baodang an.
Einen Spaziergang in der kleinen Stadt ließ ich ausfallen; ich bin diese Reise gerade etwas müde. Der Reiseleiter ist oft schwierig und restriktiv (ein Problem scheint immer wieder das Thema Gesicht verlieren zu sein, das für uns schwer verständlich ist und Fragen die mit „kann ich…?“ anfangen werden meistens erst mal mit einem Nein beantwortet, was frustrierend ist), meine Zimmergenossin ist speziell (weshalb ich mir eine eigene Kabine auf dem Schiff besorgt habe), die Hitze macht mich fertig.
Am Nachmittag fand ein mit 23€ ziemlich teurer Ausflug zu den Kleinen Schluchten statt.
Das war, kann ich nicht beschönigen, eine große, ärgerliche Touri-Verarsche.
Im bildgewaltigen Flyer war die Rede vom Gezwitscher der Vögel und von Affen, das abgebildete Boot… na ja.
Realität: Wir fuhren auf einem großen, dreckigen Boot mit unangenehmen, aggressiv brüllenden Menschen 1,5h durch stinklangweilige Schluchten und stiegen dann an einem Anleger in kleinere Boote für je 30 Leute um, in größtem Gedränge.
Dann fuhren wir eine etwas engere langweilige Schlucht entlang und zurück im ohrenbetäubenden Lärm des Motors, der ununterbrochen über Lautsprecher laut quatschtenden chinesischen Leitung einer anderen Gruppe und im Abgasgestank der anderen Boote. Kein einziger Affe. Wären dort Vögel gewesen, hätten wir sie bei dem Höllenkrach eh nicht gehört.
Umsteigen und 1,5h zurück.
Die letzte 3/4h, das muss ich fairerweise sagen, war schön. Fast alle waren unter Deck, die Temperatur war hoch, aber erträglich, die Sonne stand tief, das war angenehm. Mit Torsten plauderte ich gemütlich und seine Frau Petra hat das für die Nachwelt festgehalten.

Zurück legten wir bald ab und fuhren durch eine sehr lange Schlucht. Diese Strecke war sehr schön.
Abends gab es eine Show, die irgendwie anrührend war in Ihrem unschuldigen Dilettantismus. Aber die Darsteller waren allesamt Teil der Crew, angeblich alles zwischen Offizier und Reinigungskraft.
Dem chinesischen Publikum gefiel das anscheinend sehr gut.
Wegen des Hurrikans Bebinca können wir nicht Richtung Osten/Shanghai fahren und sind gezwungen, eine Nacht in der Nähe des Staudamms zu verbringen und ein Notprogramm zu absolvieren. Bebinca kommt direkt auf uns zu, flaut aber schon ab.




















































































































































Spannender Reise-Bericht. Gefällt mir sehr gut 👍