🇺🇸 San Francisco, Tag 72
- Charlotte Tina

- 19. Mai 2023
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 12. Aug. 2024
Lausig kalt begann mit 15 Grad und eisigem Wind der Tag in San Francisco. Als erstes machte ich mich auf die Suche nach Kaffee und wurde im Mües Café fündig, wo lauter hippe Menschen mit ihren Apfel-Geräten saßen und sich in dieser Gesellschaft vollauf zu genügen schienen.
Es gibt hier so viele schöne Häuser und die Seeluft tut so gut. Aber leben könnte ich hier nicht, die Steigungen macht meine Hüfte nicht mit.
So gestärkt lief ich zur nächsten Cable Car Station der Powell-Linie und hatte Glück, dass ich einen Platz bekam.
Ich habe die Muni App geladen. Das Tagesticket für alle Verkehrsmittel inkl. Cable Car (da kostet eine Fahrt allein 8€) wird mit nur 13$ in Rechnung gestellt, an Verkaufsständen mit 24$.
Nett, aber in Lissabon und Hongkong war es noch netter, obwohl das hier deutlich mehr Handwerk und Arbeit war.
Am Drehpunkt wanderte ich zu Fuß weiter und als ich müde wurde, suchte ich mir ein Nagelstudio, war dringend nötig. Die Nägel wurden für satte 55$ schön manikürt und in ein saftiges Fuchsia getaucht. Die Dame neben mir wollte Natur, hat sich aber, als sie meine fröhliche Farbe sah, ebenfalls dafür entschieden.
Ich wollte mit Karte bezahlen, sollte es aber in bar tun wegen des Tips. So selbstverständlich hat es bislang noch niemand eingefordert. Meine Karte funktionierte dann seltsamerweise auch wieder nicht. Wie schon in Japan; wenn ich bar zahlen sollte, wurde die Karte nicht vom System akzeptiert, was für ein Zufall.
Ich nahm einen Bus und stieg in Chinatown aus, wo es vier miese Gyoza zum Frühstück gab. Auch sonst konnte mich das Viertel nicht begeistern.
Ich hatte mir zwei "gute" Second Hand Läden rausgesucht, weil ich annahm, in San Francisco müsse es einfach etwas Schönes und Ausgefallenes geben. Ich brauche ja Abendkleidung. Also weiter mit dem Bus.
War aber nicht so. Kleine Größen und Pilling für sehr viel Geld. Im Laden aber eine nette Bekanntschaft:
Ich fragte rum, mir wurden Kaufhäuser empfohlen. Also Richtung Nordstrom mit dem Bus und plötzlich war ich im "falschen" Viertel.
Massenhaft Menschen, die auf der Straße leben; so viele, die schlimm aussahen und rochen, plötzlich und unerwartet war ich umgeben von krasser Armut mitten in der Stadt.
Und 5min später sah ich ein hinreißendes Abendkleid mit plissiertem langem Unterteil in changierendem Grau mit Schimmer in Petrol und trägerlosem Oberteil in Anthrazit. Größte Größe war 42. Es war so schön, ich fand die 258$ dafür eher günstig.
Ich sprach eine ebenfalls üppigere Verkäuferin an, wo man denn Übergrößen bekäme und dass ich in einem Land mit 50% adipöser Bevölkerung angenommen hätte, dass ich mal leicht etwas finden würde. Es ist wie bei uns, die shoppen alle online. Immerhin gibt es schönere Sachen als bei uns. Sie empfahl mir H&M.
Im Sale erstand ich für je unter 10$ ein Kleid, in dem ich schlimm aussehe, das mir aber den Zutritt zum Restaurant sichern wird. Zur Not kann ich es irgendwo liegen lassen für den Preis. Dann ein Oberteil für einen noch zu erstehenden Rock oder eine Hose und eine sehr lange schwarze Leinenbluse, die ich einfach gut finde.
Danach war ich sehr, sehr frustriert. Weil ich schon mein ganzes Leben mit den Kilos kämpfe, weil ich seit Corona ein Höchstgewicht habe, von dem ich einfach nicht runter komme. Weil das für meine Malaisen natürlich grundfalsch ist, so viel Gewicht zu haben. Weil ich mich mies damit fühle. Weil mir Bewegung (und ich liebe Bewegung) so viel schwerer fällt.
Sehr frustriert, sag ich doch.
Bei Nordstrom Rack, dem Outlet, schlug ich zu und kaufte drei Shirts, einen Pulli, Haargummis, Lippenpflege.
Dann fuhr ich wieder nach Fishermans Wharf und aß im Fog Harbor Fish Restaurant, dem Fischrestaurant in San Francisco, eine Meeresfrüchteplatte. Köstlich! Auch wenn mir unklar war, wofür das Ketchup mit dem Klecks Meereettich darin bei den Austern war. Die hausgemachte Limonade war zum reinlegen.
Nachdem diese üppige Angelegenheit getötet war ging es weiter zu Ben&Jerrys, die hier ja zu Hause sind, und kippte noch einen Hot Fudge Sundae drauf.
Und dann kam ich wieder zu mir.
Es werfe diejenige den ersten Stein, die das in individueller Variation nicht kennt.
Hatte ich seit Berlin nicht mehr. Die Klamotten kann ich schon gut gebrauchen, der Rest war natürlich verrückt. Es ist, wie es ist 🤷♀️
Dieses Amerika ist mit Abstand das teuerste Land bislang auf der Reise. Wie machen die das, was haben die für ein Einkommen? Und kein Wunder, dass so viele Menschen auf der Straße leben. Ich habe schon wieder zwei Stunden eine Unterkunft für morgen gesucht. Entweder ich zahle 150$ aufwärts für etwas sehr einfaches mit Gemeinschaftsbad und fragwürdiger Sauberkeit, oder ich fahre 400Km.
Abend schien so schön die Sonne, dass ich doch noch mal die 10min runter zur Bucht lief um den Anblick aufzusaugen und mich zu verabschieden. Ich mag die Stadt. Man kann einen winzigen Rest Hippie-Flair erahnen, die Straßen sind klasse, die Leute sind gut drauf, man kann sehr gut Seafood essen, man schaut oft auf die Bucht, es gibt schöne Häuser. Es ist eine gute Atmosphäre.


























































































































😎 Hi Charlotte, danke für die schönen Impressionen und die persönlichen Worte ... Herzlich Birgit