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🇯🇵 Onsen Ryokan, Izu, Tag 54

  • Autorenbild: Charlotte Tina
    Charlotte Tina
  • 1. Mai 2023
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 9. Sept.

Am Montag ging es schneller als erwartet zum Flughafen. Wer nach Tokio will und sich fragt, in welchem Viertel er schlafen soll, dem würde ich durchaus Asakusa empfehlen, nachdem ich die Stadt kreuz durchquert habe. Sehr gut vom Flughafen zu erreichen, belebt und interessant, sehr gute Verkehrsanbindung mit der Ginza- und Asakusa-Linie, in den Seitenstraßen sehr ruhig. Ich habe für die drei Nächte in dem kleinen Hotel 220€ bezahlt, was ich völlig okay finde im Preis Leistungs-Verhältnis.


Das Auto zu übernehmen, bedeutete viel Papierkram. Und dann ging's los🤷‍♀️Ich kann nur jedem anraten aus meiner mittlerweile gesammelten Erfahrung, der in einem anderen Land Auto fahren will und ein wenig unsicher ist, zuerst Autobahn zu fahren. Das ist vertraut, man bekommt ein Gefühl für Verkehrsfluss und Fahrweise und natürlich für das Auto. Nach zehn Minuten hatte ich ein sehr deutliches Gefühl. Die fahren wie die Henker. Im Tunnel fährt 1/3 ohne Licht, Geschwindigkeitsbegrenzung, was ist das? Wo 50 steht fahren sie 100. So viel zu dem japanischen Verkehr und den angekündigten drakonischen Strafen bei Fehlverhalten. Ansonsten Linksverkehr, der einzige große Unterschied in der Beschilderung ist das Stop-Schild. Das ist dreieckig und rot. Das Auto ist leider Automatik und somit so sportlich zu fahren wie ein Bügeleisen.

Ich kam durch sehr viele Mautstellen. Tokio zu durchqueren und auf der Autobahn zu fahren hat mich heute um die 40€ gekostet. Das wird über die im Auto installierte ETC-Karte abgerechnet, die bei den (meisten) Mautstellen elektronisch die Daten übermittelt. Zweimal musste ich aber auch 200¥ aus dem Fenster reichen.

Die Gegend um Tokio herum ist erschreckend hässlich. Erst kommen triste Wohngebiete mit furchtbar vielen Masten, Leitungen, Kabeln, dann Industrie. Viel und groß und unansehnlich. Das ging bis weit nach Kawasaki so. Riesige Areale, Wälder aus gigantischen Kränen, Eisen, Stahl, Rost, Hallen, Dampf, Schiffe, LKWs, Schlote, Gebäudekomplexe so weit das Auge reichte.

Plötzlich war rechts von mir der Fuji. Sein schneebedeckter hübscher Gipfel nur von Wolken flankiert, nicht verdeckt. Ein schöner Anblick, jetzt verstehe ich es.


An einem Rastplatz fuhr ich raus, es war 13:00 und ich hatte noch nichts gegessen. Das ist etwas anders als bei uns. Eine große Halle voll mit Imbissen und Ständen. Hunderte Leute saßen da und aßen. Ich holte mir eine Schüssel je ne sais quoi, ich nehme an, es war Rind (hauchdünn geschnitten, mit ein paar Streifen Zwiebel, auf Reis), ich habe bei den anderen Leuten geschaut und dann auf ein Bild gezeigt, und einen kleinen Salat. War okay für 6€. Das leckere Sesamdressing bekam ich nicht auf und dann platzte es und ich war wirklich von den Haaren über das Gesicht, die Brille, das Shirt bis zur Jeans voller Dressing.

Sie wollten nicht, ist ja unhöflich, aber dann lachten die Leute um mich herum sympathischerweise doch und wir kamen ins Gespräch, während ich mich mit den gereichten feuchten Servietten säuberte. War nett.


Sehr lecker war das kleine Hefebrötchen danach, mit Paste aus schwarzem Sesam gefüllt. Seltsam, aber irgendwie ganz interessant dann der Latte mit Honig.

Als ich etwa 150Km gefahren war, tauchte endlich mal schöne Landschaft auf.


In ein Onsen Ryokan zu gehen war ein Grund für mich, nach Japan zu wollen.

Das ist ein Gasthaus/Hotel mit einer natürlichen heißen Quelle, die öffentliche und/oder private Bäder speist und in der Regel besondere Küche anbietet; offensichtlich eine Identität stiftende Einrichtung in Japan. In einem Onsen zu liegen bedeutet hier pure Entspannung. Ist auch so.

Mein Ryokan habe ich ausgesucht, weil es beides hat (privat und öffentlich), traditionell ist, das Wasser auch in den Bädern im Zimmer aus der Quelle kommt, es direkt an einem Fluss in den Bergen von Izu liegt und weil die Küche unglaublich hoch gelobt wird.

Leider war kein Platz im Restaurant mehr frei 😩Aber das Frühstück soll auch ungewöhnlich gut und exquisit sein. Also werde ich ausnahmsweise mal frühstücken, um das zu verifizieren.

Der Empfang war herzlich und lustig mit sehr rudimentärem aber irgendwie verständlichen Englisch, das Zimmer ist toll, genau so, wie ich es mir vorgestellt hatte.

Was da so laut rauscht, ist der Fluss, der Nekokoshi.

Ich informierte mich online über die Onsen-Etikette und schaute in der hauseigenen App nach, welcher frei war,

schnappte mir meinen Yukata (Bademantel-/Kimono) und die Badeschuhe und schlappte los. Das ist etwas, was auf jeden Fall die Top 10 Japan mit anführen wird. Ein steinernes Becken gefüllt mit klarem, heißem Quellwasser in einem Bambushain mit Blick auf den reißenden Fluss. Ich bedaure unendlich, dass ich Hitze nicht gut vertrage, das war so schön und ich hielt es einfach nicht lange aus, trotz kalter Güsse zwischendurch. Da das andere frei war, probierte ich das auch noch aus.

Herrlich! Man liegt darin, natürlich nackig, den Kopf auf dem Rand und schaut in die Baum- und Bambuswipfel.

Zurück auf meinem Zimmer machte ich mir einen grünen Tee, da klopfte es an der Tür und ein unglaublich netter Mann sagte mir unverständliche Dinge in seiner Sprache, verbeugte sich 4, 5, 6x und überreichte mir dies Tellerchen. Ich bin gespannt, ob er noch mal klopft.

Lauwarmer Reis mit einer leicht salzigen Paste gefüllt, ich nehme an, ein kleines Onigiri.

Ich saß am Fenster, lauschte dem rauschenden Fluss, genoss das Zimmer und den Tee. Ein wirklich schöner Nachmittag und Abend nach der wenig schönen Fahrt.

Nach den Sandmücken auf Fiji (das ist immer noch nicht vorbei) ist mein Bedürfnis nach Meer und Strand momentan nicht so ausgeprägt, für die nächste Nacht habe ich wieder in den Bergen reserviert und fahre ab jetzt auch kleinere Straßen.

Ich habe auf dem Weg Reisfelder in Vorgärten gesehen, das muss ich fotografieren!



1 Kommentar

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Thomas von Hübbenet
Thomas von Hübbenet
02. Mai 2023
Mit 5 von 5 Sternen bewertet.

Es hat mir Vergnügen bereitet, deinen Reisebericht zu lesen.

Lieben Gruß, Thomas

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