🇯🇵 Izu, Notose, Hongu. Tage 55&56
- Charlotte Tina

- 3. Mai 2023
- 6 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 9. Sept.
2. Mai
Der Tag begann mit einem spektakulären Frühstück auf der Terrasse direkt über den Fluss, am Boden und mit dicken Decken. Die meisten Gäste kamen im Schlafanzug, fand ich nett.
Ich musste zwei-, dreimal fragen, wie man etwas isst, ob z. B beim Verzehr der halben Makrele die Finger benutzt werden dürfen, so etwas.
Es gab wirklich sehr viel zu essen: zwei Stück Makrele und faschiertes, gewürztes Huhn am Spieß; das war zum Grillen gedacht und die halbe Makrele war der Kracher! Dann gab es eine Kiste, die war voller Dinge für den Reis. Algen, Bonito-Flocken, Umeboshi, etwas, das verdächtig nach winzigen Stinten aussah (das einzige, was ich nicht probiert habe, weil es aussah wie Augen mit Schwanz 🤢), Wasabi, etwas Braunes, das schmeckte wie milder Wasabi aber gar nicht so aussah (der hier in der Region übrigens angebaut wird). Dann gab es wieder zwei Sorten von diesem köstlichen knusprigen Rettich. Weiße Scheiben von etwas völlig Unbekanntem, geschmacksarm. Leckere Misosuppe. Eine Art Rinderragout mit einem Boden aus, ja, was? Wie eine Mischung aus Seidentofu und Eiweiß. Das beste Tamago überhaupt und viel von dem sanften, fein geriebenen Rettich, den ich auch so lecker finde.
Grüner Tee dazu.
Wenn das so weitergeht, verhungere ich vielleicht doch nicht.
Völlig ungewohnt, so früh zu essen und unangenehm, morgens so voll zu sein. Aber das war ein (nicht nur geschmackliches) Erlebnis und wie schön alles angerichtet war und wie umsichtig und höflich die Bedienung und was für ein wunderschöner Ort und wie toll, so viele neue Sachen zu entdecken!
Auf dem Weg zur nächsten Unterkunft lag eine Bergbahn, eine gute Gelegenheit, die Natur mal im Überblick zu betrachten. Im Souvenirladen gab es sehr hübsch eingepackte Leckereien, aber ich kann ja leider nichts mitnehmen aus Platzmangel, schade. Von oben aus hatte man einen fabelhaften Blick, es gab mehrere kleine Wege zu gehen, die nett anzusehende Überraschungen aufboten, an einem lag auch ein heißes Fußbad mit Blick auf den Fuji. Das linke Bein durfte baden, das rechte mit dem Biss reagiert empfindlich und machte derweil, wie in den Onsen der nächsten Tage, Frischluftkur.
An einem Schrein investierte ich 100¥ in eine irgendwie positiv verlaufende Zukunft mit einem Wunschzettel. Wenn's klappt, sind das hervorragend investierte 70 Cents.
In welchem anderen Land der Welt gibt es Schilder, die den Transport von Hunden in der Handtasche, im Kinderwagen usw. verbieten bei einer Gondelfahrt?
Die meistgefahrenen Autos sind diese lustigen Kartons auf Rädern. Zumindest fallen sie mir am meisten ins Auge.
Geld direkt zu übergeben wird vermieden wie die Pest. Viele Kassierer tragen sogar dünne Latexhandschuhe; mindestens aber wird das Geld in eine Schale gelegt und daraus entnommen. Immer und überall.
Ich habe Hunde in Windeln gesehen, in Röckchen, in Brusttragetaschen, in ein Handtuch gewickelt wie eine Wurst. Meine ganz persönliche Meinung dazu: Tierquälerei, und, sucht Euch einen vernünftigen Therapeuten 😬
Dann war ich plötzlich an der Küste und es sah aus wie in Italien. In einem kleinen Ort sah ich einen Waschsalon mit Parkplatz (und Parkplätze sind rar), da hielt ich spontan und schmiss meine Wäsche ein mit Hilfe eines wieder unglaublich freundlichen Mannes. In den 50min (800¥ = 5€ mit Trockner und Waschmittel) die es brauchte lief ich umher und sah mir eine große Drogerie an. Ich probiere ja gerade all die lustigen Getränke durch, die es hier gibt, heute ist es einen Melonen-Limo. Schmeckt wie flüssige Cantaloupe mit Sprudel.
Eine Mammutaufgabe! Aber ich halte mich ganz ordentlich.
Diese Automaten stehen wirklich überall. Und die Getränke sind günstiger als im Laden, 120-140¥, außer vielleicht, es ist importierter Kaffee oder Bier.
Ich habe jetzt übrigens schon 2x erlebt, wie Polizeiwagen aus dem Nichts auftauchten und Verkehrssünder mit viel Klimbim an die Seite leiteten.
Bevor ich zur Unterkunft in Notose am Fluss Ure fuhr, machte ich einen abenteuerlichen Abstecher zu einem See in den Bergen auf einer einspurigen Straße. Wunderschön.
Das täuscht allerdings ein wenig, die schöne Natur muss man schon suchen.
Ich habe versucht, ans Meer zu kommen. Keine Chance. Meterhohe Betonwälle verhinderten jedes Durchkommen. Ob das eine Barrikade gegen Tsunamis ist? Keine Ahnung, vermutlich, aber es nicht schön. Auf dem Weg sah ich mehrere Fischerdörfer, die komplett zum Meer hin von sehr hohen und dicken Mauern geschützt waren.
In Ortschaften darf man in der Regel 40 fahren, auf Landstraßen 40-50 (!!!). Es gibt viel Stau und zähen Verkehr. Das macht die Fortbewegung wirklich frustrierend langsam.
Schneller voran kommt man auf den Mautstraßen, die exorbitant teuer sind, wenn der Verkehr nicht auch hier steht. Die meisten sehen nicht viel anders aus als die, auf denen man mit 50 kriecht, aber hier sind 80-120 drin.
Ich frage mich jetzt, wie ich nach Nagasaki kommen soll. Das sind noch um die 1.000Km, dafür habe ich fünf Tage Zeit (ich muss ja auch wieder zurück). Würde ich über Autobahnen fahren, käme ich auf etliche hundert Euro (ca. 600-700€, nehme ich an).
Die neue Unterkunft ist wieder ein Onsen Ryokan, aber zwei Klassen unter dem letzten; sieht man, ist aber trotzdem sehr nett. Wieder an einem Fluss, der noch wilder ist. Ich war auch im Onsen, einem komplett aus Holz, ca, 5x7m, über dem Fluss, Blick in die Sterne, dampfendes Wasser. Gottseidank habe ich die Etikette gelesen gestern, das wurde unauffällig aber genau und beifällig beobachtet, fast alles richtig gemacht. Leider waren keine Fotos möglich.
3. Mai
Ich hatte ja vor, in den Süden der Hauptinsel zu fahren, das tue ich nun aus verschiedenen Gründen nicht. Zum einen habe ich für auf dem Weg fast drei Stunden nach einer schönen aber bezahlbaren Unterkunft gesucht vor, zwischen oder hinter Osaka oder Kyoto-nix. Dann buchte ich spontan etwas in den Bergen in Tanabe, knappe 300Km entfernt im Südosten. Um 8:00 fuhr ich los. Es war schrecklich. Ehrlich. Ich brauchte über 9h. Stau, eine davon in einem Tunnel, fast stehender Verkehr trotz teurem Expressway, der mich heute etwa 50€ gekostet hat. Und ich hatte vorher gut getrunken.....,
Das mache ich nicht, dann sitze ich zwei Wochen nur im Stau im Auto, das geht nun seit drei Tagen so und ist keine Ausnahme.
Mittags aß ich eine halbe Suppe zum Frühstück, die nicht so toll war (die Nudeln viel zu fest, das zu suchende Huhn schmeckte fischig).
Die Küste ist unattraktiv, da muss man wohl nach Okinawa fliegen, wenn man das in schön haben möchte. Also werde ich im Landesinneren umherschweifen. Auf den letzten 40Km heute wurde es sehr schön, als es über kleine Straßen in die Berge ging.
An den meisten Tankstellen hier gibt es noch Tankwarte. Das kenne ich aus unserer Kindheit, dieser Job ist bei uns schon lange ausgestorben, hier sind sie sehr präsent.
Also mal ganz ehrlich, und ich höre entsetzte Ausrufe bis hierher, betörend schön ist es hier nicht. Es gibt wunderschöne Orte, aber der vorherrschende Eindruck ist der von Industrie und dicht besiedelten Gebieten mit Zweckbauten und hässlichen Straßen. Dieser hohe Beton überall hat aber auch Vorteile....ich habe noch nicht ein totes Tier gesehen.
Die Größe meines Zimmers (48€, hier wird dankenswerterweise nach Anzahl der Personen berechnet) wird ganz traditionell nach der Anzahl der Tatamis angegeben. Es gibt ein gemeinsames Bad, der Hausherr kocht; sehr nettes Paar, die beide leidlich Englisch sprechen und sie fließend Französisch.
Die Gegend hier ist bekannt für ihre heißen Quellen, die auch direkt am/im Fluss entspringen. Und es gibt sehr viele Raubvögel in Japan, fällt mir auf.
Weil es so abgelegen ist, hätte ich eigentlich kein Abendessen bekommen sollen. Alle Plätze ausgebucht und wegen der nur aufwändig zu beschaffenden Lebensmittel war es eng. Aber dann haben sie angeboten, dass ich essen könnte, wenn ein Tisch frei wird. Die Anfangszeit ist nämlich fix. Sehr nett.
Es gab Shabu mit verschiedenen frischen Pilzen, Kohl und hauchdünn geschnittenem Schnitzel. Dann Tempura mit Aubergine, grünem Spargel und Brokkoli. Sashimi vom Thunfisch. Ein frittierter Fisch. Alles klasse, 3.000¥.
Danach wollte ich mal einen Sake probieren und bat um ein Gläschen, den sie mir empfehlen würde. Wahnsinn! Das hatte nichts mit dem zu tun, was ich bisher probiert habe. Er hat ein richtig fruchtiges Bouquet, wie Birne, sehr sehr lecker.
Und weil es hier sehr nett ist und die Menschen so sehr freundlich, kann ich noch eine Nacht bleiben. Anderes, kleineres Zimmer, aber ist ja egal😃Schön, das freut mich. Dann kann ich morgen im Fluss baden und im Onsen im Wald und stehe nicht im Stau.
Und jetzt weiß ich auch, weshalb das mit den Unterkünften so schwierig ist: es ist "Goldene Woche", eine der jährlichen Hauptreisezeiten in Japan👀Noch bis Sonntag.










































































































































































Wieder ein spannender Bericht. Habe ihm verschlungen! Pech das Hauptreisezeit ist. Das erklärt die Staus und raren Möglichkeiten einer Unterkunft.