🇵🇹🇪🇸 Berlengas, Lissabon, Spanien. Tage 82-85
- Charlotte Tina
- 26. Sept. 2022
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 26. Sept. 2022
Der Donnerstag, Tag 82, war ganz gemütlich. Strandspaziergang, in der Brandung sitzen bei der Hitze, baden in großen Wellen. Kilometerweit kein Mensch zu sehen, faszinierend, fühlte sich durchaus mal wieder etwas nach letztem Mensch auf Erden an.
Zum Abendessen erbarmte sich der Koch und ich bekam ein Gericht, das es eigentlich erst ab zwei Essern gibt. Warum auch immer. Reis mit Seeteufel, Muscheln, Oktopus und Garnelen. Sehr nett, nicht mehr. Der Sud hatte ein schönes Aroma. Weshalb sie die Garnelen drei mal töten, bis sie wirklich richtig trocken und zäh sind, bleibt ein portugiesisches Rätsel. Das Tiramisu hätte ich nicht ordern sollen, ging größtenteils zurück. Und den halben kleinen Wein verschenkte ich an den Nachbartisch.
Das Frühstück ist wirklich toll mit dem vielen frischen Obst. Und es gibt in Portugal auch immer Kuchen und/oder Pastel de Neitas zum Frühstück. Im B&B tauchte ein Berliner Paar auf und sie empfahlen mir das Restaurant Os Americano's in Peniche. Hat super Bewertungen, da spricht einer von einem verdienten Michelin Stern. Ooookay?! Testen!
Nett sind hier die vielen Mosaike und Fliesen, manche Häuserfront ist vollständig gefliest.
In der Nacht wachte ich auf, weil mir speiübel war, im Zimmer stank es bestialisch. Hinter Leirosa liegt eine sehr große Zellstofffabrik, der Wind war ausnahmsweise mal ablandig und so wehte die Abluft zum Meer. Das war so widerlich, dass ich den Gestank noch drei Tage später in der Nase habe.
Am Freitag verließ ich also Leirosa und fuhr weiter gen Süden an einer schönen Küste entlang und streckenweise auch durchs trockene, langweilige Hinterland. Ich sah viele herrenlose Hunde und wäre fast schwach geworden. Ich könnte schon eine ganze Menagerie herumfahren, all die armen Mäuse.
In Peniche kam ich um 13:30 an, checkte im Hotel (61€) ein, buchte für 14:45 eine Bootsfahrt nach Berlengas, reservierte telefonisch im Restaurant und flitzte dann los zum Hafen. Mit einem Speedboot ging es in 30min zur Insel. Es war ganz ordentlich Seegang, trotz Südwester wurde ich patschnass. Das Boot schlug immer wieder hart auf, wenn es von einem 2m/2,20m-Wellenkamm runter krachte. Das hier war bei der Ausfahrt aus dem Hafen, auf dem Meer konnte ich nicht mehr filmen, einfach weil ich das Handy nicht mehr hätte festhalten können und mich gleichzeitig. Gut, dass ich so kurzfristig gebucht habe, Samstag und Sonntag wurden abgesagt, weil 6Bft und Schietwetter angesagt sind.
Jetzt tut mein Rücken richtig weh, so kurz vor Hexenschuss, super. Auch, weil ich auf der Insel hoch und runter gekraxelt bin.
Die Insel ist schön, erinnerte mich sehr an die vor Marseille, Calanques, und das Château d'If.
Ich habe noch nie so viele Fische gesehen. Zuerst nahm ich ein kurzes Bad in der Bucht, dabei schwammen die Fische um mich herum, völlig entspannt. Dann wanderte ich den steilen Weg zum Forte de São João Baptista, das sehr hübsch ist und einmalig gelegen.
Die letzten 100m habe ich gekniffen, Hüfte und Knie wollten nicht mehr.
Zurück im Hafen der Insel, legte gerade ein Glasboodenboot ab, da habe ich mich noch schnell eingekauft, gute Idee:
Zurück musste ich hetzen, um es ins Restaurant zu schaffen. Es war sehr nett eingerichtet, bemerkenswert freundliche Bedienung. Ich wollte einen Rosé, der angebotene gefiel mir nicht, dann kam er mit drei weiteren und einem weißen, ich fand sie alle flach und nichtssagend. Schließlich ein grüner Wein, der war recht okay. Vorweg entschied ich mich für Oktopussalat, der wiederum war sensationell. Mit Olivenöl, ganz fein gehackten Schalotten, Knoblauch und thailändischem Koriander, eine unglaubliche Kombination.

Weil es so sehr lecker war, wagte ich mich an ein Filet Mignon. Medium/well done. Das war ebenfalls asiatisch angehaucht mit zwar einer Pfeffersauce, aber auch etwas Zitronengras. Es war eher raw/medium und nett, aber kein großes Kino. Die wieder sehr toten Garnelen sollten noch einen dritten Aspekt einbringen, Surf 'n Turf, das war etwas zu viel des Guten, das KaPü und die zwei Stangen grünen Spargels waren nicht wirklich gut. Dazu noch Erbsen, Tomate, Schluppen und Radieschen-ein bissel überladen und nicht mehr stimmig.

Der New York Cheesecake war gut, den gibt es in Berlin aber an fast jeder Ecke doch noch besser (Barcomi's, Kuchenladen Kantstr.....). Also von Michelin weit entfernt für mein Empfinden.

Samstag, Tag 84
Morgens zockelte ich weiter, zuerst hielt ich in Lissabon, zumindest mit der Tram 28 wollte ich fahren. Also zur einen Endhaltestelle und für 3€ eingekauft in den nostalgischen Charme. Leider war es morgens um 10:00 schon so voller Touris, dass ich 30min stehen musste. Und da es sehr steil und holprig ist, krallt man sich 30min lang irgendwo fest. Und erneut nicht rücken-, knie-, hüftfreundlich. Fix und alle stürzte ich mich auf Kaffee und Zucker. Die Schlange für die Rückfahrt war etwa 100m lang, Zweierreihe. Ich wartete eine halbe Stunde, 20m, dann rechnete ich: noch ca. 160 Leute vor mir, 20 passen in eine Tram, die fährt alle zehn Minuten. Ja, laufe ich denn noch ganz rund?! Ich stehe doch keine zwei Stunden doof rum?! Bus gegoogelt und losgelaufen. 3Km wurden es, einer fiel offensichtlich aus.
Lissabon ist eine sehr reizvolle Stadt, aber so überlaufen stelle ich mir Venedig vor; eine sich wälzende Masse Touristen und eine verschwindende Handvoll einheimischen Personals, dass die Sache am Laufen hält.
Das war genug Stadt.
Ich kam noch bis Sines. Leider fand ich nur ein teures Hotel (120€) mit schlechtem Frühstück und Nescafé aus der Drückkanne. Brrrrrrr. Das Zimmer war ganz nett und hatte einen interessanten Ausblick.
Mir wurde ein Restaurant empfohlen, das der totale Reinfall war. Ich habe gegrillten Schwertfisch bestellt mit Kartoffeln und einem mittelgroßen Salat. Das kam:

Der Fisch war völlig versalzen. Den Großteil haben die elf hungrigen Miezen bekommen, die auf der Straße saßen.
Als ich anmerkte, wie schlecht es war, bekam ich ein Dessert, das war seeeehr lecker. Eine portugiesische Eiercreme, eine Lage Kekse, Chantilly-Sahne.
Nach dem ebenfalls denkwürdig miesen Frühstück ging es weiter, ich hatte keine Lust und kürzte mein "Programm"; ich habe jetzt wirklich enorm viele tolle Küstenformationen gesehen, es muss nicht jede in Europa sein. An den südwestlichsten Zipfel Europas aber wollte ich, nahe Sagres.
Es war rappelvoll mit Reisebussen, die ganze Algarve ist VOLL. Und dabei ist Nachsaison, wie schrecklich muss es im Sommer sein?!
Hier sind mal ein paar Bilder, wahllos aus dem Sattel geschossen, nix Besonderes, so sieht Portugal aus abseits der Insta-Spots.
Ich will hier unten auf jeden Fall noch zum südlichsten Punkt Europas, in Tarifa. Und die Alhambra möchte ich sehen, mehr reizt mich nicht; außer die Fähre nach Marokko.
Also weiter und am Nachmittag war ich in Spanien im Hotel (57€). Ein riesengroßer Kasten, aber günstiger als alles andere; die Preise verstehe wer will. Der Pool ist unbrauchbar, der dient der Vorführung von Bademode und deren Inhalt, der Wasserstand ist zu niedrig zum Ertrinken, geschweige denn schwimmen.
Wirklich bemerkenswert aber war das Abendessen. Mir wurde gesagt, im Hotel gebe es ein Buffet für 22€. Mir schwante Übles und ich klapperte drei Alternativen ab, die Google ausspuckte. Alle zu. Mist. Also ins Hotel und ich versichere, das war eine der miesesten Essenserfahrungen meiner Reise. Ich könnte das jetzt alles im Detail auseinandernehmen, aber so viel Zeit und Lust hat keiner.... ich beschränke mich auf ein paar Impressionen:
Falls sich jemand fragt, warum das so viel ist: ich hab's nicht runter bekommen und es mit dem nächsten Gericht probiert. Sogar der Saft war ungenießbar. Und es war alles kalt oder sehr lau 😝
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