🇮🇸 Island, 7. & 8.7.25
- Charlotte Tina
- 8. Juli
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 9. Juli
Der vorletzte Tag brach an, ich hätte so gerne mehr Zeit hier.
Die Westfjorde sind absolut lohnenswert und besonders schön.
Es war sonnig und windig, kleines Frühstück im Hof der Unterkunft, dann ans Meer und barfuß im glasklaren Wasser in die Weite gestarrt.
Bis die Füße vor Kälte schmerzten, was etwa 1min dauerte.
Wir fuhren langsam immer an der Küste entlang. An einer Stelle sahen wir einen kleinen, heißen, dampfenden Wasserfall.
Wir nahmen eine unbefestigte Straße, die uns den halben Tag kostete.
Im Haus einer Künstlerin in Nýp machten wir Halt, ein schöner Ort, an dem auch schöne Zimmer vermietet werden. Wer (noch mehr) Abgeschiedenheit sucht, ist hier richtig.
Ihr Lebensgefährte hat gerade letzte Woche ein dickes, ungemein ansprechendes und reich bebildertes Buch über Island und Grönland veröffentlicht, welches die Sicht ausländischer Besucher auf diese Orte ab dem 12. Jahrhundert wiedergibt.
Eine sehr interessante Idee, finde ich. Er recherchierte dafür 30 Jahre lang, vor allem in ausländischen Bibliotheken. Ein wahres Lebenswerk.
In den Westfjorden fielen mir viele Schafe auf, die auf größeren Steinen direkt am Strand bzw. Wasser standen, im Sand lagen, an große Felsen gekuschelt, schafstypisch eher leer blickend und bewegungslos inmitten von Seetang verharrten, kurz, es war ein witziger Anblick, der mich zu einer ambitionierten neuen Serie, Schafe am Strand, inspirierte.
Bedauerlicherweise waren nach der Zündung dieser genialen Idee kaum noch welche zu sehen und an anderen Stellen, das alte Problem, konnten wir nicht halten.
Ich behalte das Thema im Hinterkopf, versprochen.
Ebenso wie Hunde in Schühchen, das in New York geboren wurde.
Wir kehrten im Supermarkt Kjörbúðin in Búðardalur ein, erstanden Gemüse für frisches Kartoffelpüree mit Lauch, Zwiebeln, Knoblauch und Champignons und fanden dann den Weg zu unserer Hütte, die lauschig in einem Tal und direkt neben einem pittoresken, freundlich plätschernden Bächlein lag.
Zum Essen liessen wir uns auf der Bank unserer Veranda nieder und alles, was zu hören war, war das Rauschen des Windes in den Blättern und leises Gegluckse und Gegurgel. Wundervoll.
Und dann kamen wir erneut auf den Hund. Freudig wedelnd bat er um einen Anteil am Abendessen und den hätte er liebend gerne bekommen, aber fremden Tieren gebe ich ohne Zustimmung gar nichts. Ausser Wasser.
Trotzdem beschloss er, dass es bei uns für den Moment schöner sei als anderswo und liess sich von Birgit mit einer Kopfmassage verwöhnen.
Dann überlegte er, sich adoptieren zu lassen. Der Plan scheiterte kurzfristig, weil uns kalt wurde und auf seiner Seite auch schnell Zweifel aufkamen, ob das neue Personal hinreichend qualifiziert sei.
Kein Futter, keine adäquaten Krauleinheiten, das waren doch zu viele Abstriche.
8.7.25
Es ging früh los zum Selvallafoss. Es regnete, es windete, die Wolken hingen sehr tief, wir hatten 8°, es war wenig gemütlich, dennoch schön.
Wir fuhren erneut hauptsächlich unbefestigte Straßen und wurden ordentlich gerüttelt.
Ich fahre meistens ohne Karte/Navi und verfuhr mich ausnahmsweise mal ein wenig, was sich als Glück herausstellte, weil wir so noch rechtzeitig tanken konnten auf dem Umweg und zum Aufwärmen ein Café heimsuchten.
Unsere Route führte zu einem etwas versteckten Wasserfall, den wir im ersten Anlauf nicht fanden, im zweiten dann kraxelte ich hinunter und dahinter und hatte einen tollen Blick. Hinter Wasserfällen zu sein hat was, ich fühle mich immer ein bisschen wie Indiana Jones 😁
Bei Borgarnes kamen wir wieder auf die Ringstraße, die 1, welche zweispurig komplett um die Insel führt (in die Westfjorde aber nicht) und folgten ihr bis Reykjavik, wo wir in „unserem“ Bad schwimmen gingen; das mögen wir, es ist gepflegt und hübsch und nicht zu voll.
Dann suchten wir das Museum Of Design And Applied Art auf und schauten uns dort um. Na ja. Nett?
Etliche Kilometer weiter nahmen wir den Abzweig nach Grindavik. Oberhalb dieses Ortes bricht immer wieder ein Vulkan aus, die Lava floss über die Straße, einige Häuser wurden zerstört, das Dorf/Städtchen immer wieder evakuiert.
Auch die sogenannte Blaue Lagune, eine künstliche Badelandschaft mit horrenden Eintrittspreisen, die mit der Abwärme des vorgelagerten Kraftwerks beheizt wird, wurde in der Vergangenheit immer wieder geschlossen wegen akuter Bedrohung; die Zufahrt ist ebenfalls von Lavahalden gesäumt.
Viele Häuser sind verlassen und abgesperrt zum Schutz vor Plünderungen, die Industrie über den kleinen Hafen im Ort läuft aktuell, der Supermarkt war nicht betrieben.
Die Straße nach Grindavik ist in dem betroffenen Gebiet beeindruckend. Aus der Lava links und rechts dampft es und stinkt schwefelig nach verfaulten Eiern.
Teilweise ist das erkaltete Gestein vielleicht 3 Meter hoch, an anderen Stellen sieht sie flächendeckend aus wie flacher, aufgeplatzter Asphalt.
Es ist verboten, sie zu betreten, weil giftige Gase oder noch flüssige Lava lebensgefährlich sein können. Das ausgehärtete Gestein ist erstaunlich leicht.
Ich habe zuhause eine Schale aus Lava, die, obwohl sie kompakt aussieht, wasserdurchlässig ist. Lustiges Material.
Dann kauften wir ein letztes Mal ein (für Mozzarella Caprese), tankten voll und fuhren zur Unterkunft. Eine schreckliche Bruchbude.
Das war definitiv mein letzter Versuch über AirBnB (wieso vergibt da außer mir nie jemand kritische Bewertungen?), ich bin zu alt für so etwas, ich möchte es netter haben, auch wenn wir morgen um 3:45 aufstehen müssen um den Wagen um 4:30 abzugeben und das eigentlich gar nicht lohnt.
Und mittags sind wir dann zurück in Berlin.
Ende der Reise.
Aber ich habe einen Plan, also fast, er ist in Arbeit 😎😆 Eine letzte (nicht allerletzte, sondern in dieser Auszeit, die ich mir genommen habe) große Reise alleine, vor der nun bald wirklich unumgänglichen Rückkehr ins Arbeitsleben. Ich habe es dann sehr ausgereizt…
Danke für die anschaulichen Berichte und die eindrucksvollen Fotos.
Liebe Tina, danke für das toll geschriebene und prima bebilderte Reisetagebuch, mit dem ich mich zurückbeamen kann. Denn HURRA, ich bin (heute letzteNacht) dabei 😀. Herzlich Birgit