- Charlotte Tina
- 29. Sept.
- 8 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 30. Sept.
Samstag, 27.9.
Um 6:30 fiel rotgoldenes Licht auf mich. Ich sprang in Jeans und T-Shirt und auf die Straße und sah, schlotternd vor Kälte, die Sonne explodieren.
Gegen 8:00 schon linste ich, in unerfüllter Hoffnung auf einen kräftigen Kaffee, an der Fähre über die Magellanstraße durch die Fenster des dortigen Restaurants.
18,33€ kostete die 20minütige Überfahrt, man zahlt nur für das Fahrzeug.
Und dann war ich auf Feuerland!
Die Landschaft sah ähnlich aus wie vorher, Wüste, aber als hätte jemand noch mehr Farbe rausgewaschen.
Bis Rio Grande war es ein Stück, dazwischen die Grenzprozedur auf beiden Seiten, die lange argentinische Straße dazwischen war das Schlimmste, was ich bisher erlebt habe.
In der chilenischen Station lebt eine Katze, die sehr offensichtlich die Chefin aller Grenzbeamten dort ist.
Obwohl Fotografieren dort streng verboten ist, wurde für mich und die Dame des Hauses eine Ausnahme gemacht.
Die hat ihr Team im Griff. Zusehen und lernen.
Ich erreichte die weniger attraktive Stadt Rio Grande erst gegen 12:30. Auf dem ganzen Weg hatte ich eine Tankstelle gesehen, in Chile, ansonsten nichts, überhaupt nichts. Ich hatte kein Frühstück und keinen vernünftigen Kaffee/Tee.
Ich war ausgehungert und etwas miesepetrig.
An der ersten Tanke erstand ich Benzin und ein Tostado, das mich nicht zufrieden machte, aber satt.
Ich suchte mir einen sehr großen Carrefour-Supermarkt, davon ausgehend, dass es noch weiter südlich auch noch teurer würde und die Auswahl magerer.
Dort kaufte ich alles ein für ein indisches Kürbisgericht für den Folgetag (Kürbis, Kartoffel, Kichererbsen, Knoblauch, Zwiebel), das am wenigsten pappige Brot mit einem Hauch Vollkornanteil, etwas Schweinelende als Aufschnitt, einen Camembert, Butter, Apfel, Birne, ein Fanta Orange light, weil dieses künstliche kräftige Orange im Ausland so toll ist. 22€.
Ähnlich wie bei uns? Vielleicht etwas günstiger.
Und dann wurde die Umgebung noch mal gänzlich anders die nächsten 120Km.
Viele Bäume, die meiner küchenpsychologischen Meinung nach wenig glücklich aussehen.
Aber was weiß ich, ich bin kein Baum.
Meine erste Unterkunft liegt sehr schön, erhöht über einem See, dem Lago Fagnano.
Das Zimmer ist extern, sehr einfach ausgestattet, aber gemütlich, mit tollstem Blick.
Abendessen gab es dort erst um 20:30, da war ich raus, es gab Obst und eine Stulle. Schauderhaft. Das Brot war gesüßt. Wie in den USA, dort war es unmöglich, ein ungesüßtes Brot zu bekommen.
Lesend, mit einem Schluck von meinem Rosé in der Sonne auf der Treppe sitzend, genoss ich den Blick.
Obwohl ich geschimpft worden bin an der Grenze von den beiden, die das Auto durchgesehen haben; der chilenische Wein sei viel besser
Sonntag, 28.9.
Im Hotelgebäude gab es Frühstück. Also ein Kuchenbuffet, aber mit etwas mehr, die beste Auswahl bislang und richtiger Kaffee und ein Tisch am Fenster mit umwerfendem Blick, knisterndes Feuer im Kamin, sehr schön und gemütlich. Das habe ich eine Weile genossen.
Als ich zum Nordkap fuhr, folgte ich über viele Kilometer einem Regenbogen, der direkt in der Nordrichtung erschien. Das war magisch.
Wie schön, dass hier etwas Ähnliches, wenngleich etwas einfacher und ohne Magie, geschah:
Es gibt übrigens drei Arten, hierher zu kommen: mit dem Schiff, dem Flugzeug oder auf dem Weg über Chile mit Auto und Fähre.
Durch Chile, weil dieser südlichste Zipfel Argentinien vollkommen abgetrennt ist durch die Grenze.
Nicht weit hinter Tolhuin begann ein schöner Pass, den ich nicht bei Schnee und oder Eis fahren möchte.
Davor lief plötzlich ein völlig kopfloses, ängstliches Jungpferd die Straße entlang, knallte ständig gegen die Leitplanke, hatte offenbar große Angst.
Ich schaltete Warnblinker ein, der nach mir fuhr etwas langsamer, überholte aber.
Das Tier sprang über die Leitplanke, knallte mit dem Bein dagegen und raste in den Wald. Ich fuhr um die Kurve und wollte anhalten, da standen ein Auto, ein Pferd, ein Mann.
Hm. Wie kam der eine Mann mit vermutlich zwei Pferden, eines davon gesattelt, das andere ohne jegliches Zaumzeug, und einem Kleinwagen dort hin?
Ich machte ihm mit Zeichensprache klar, dass um die Ecke ein Pferd sei, er nickte gelassen und ging los.
Okay 🤷♀️
Die Panoramen waren wunderschön.
Ich hatte mich gewundert, dass Waze für 90Km 2h15 angab.
Als ich Ushuaia erreichte war mir klar, weshalb.
Die südlichste Stadt der Welt liegt am berühmten Beagle-Kanal.
Ich fuhr direkt durch die Stadt und folgte der Panamericana, also der RN3, bis zu ihrem Ende im Nationalpark Tierra del Fuego, für den ich 18€ Eintritt bezahlte.
Ausnahmsweise wurde nur mein Herkunftsland erfragt, dann beriet mich ein Parkranger ausführlich und sehr gut, das war nett und hilfreich.
Am Bahía Lapataia ist der Endpunkt.
Weshalb eigentlich heißt es „Ende der Welt" und nicht Anfang? Ist der Beginn der Welt dann am Nordpol?🤔
Muss ein tolles Gefühl sein, wenn man den ganzen Weg von Prudhoe Bay in Alaska bis hier gereist ist und ankommt.
Würde ich auch rasend gern machen.
Die Strecke von Buenos Aires habe ich ja nun schon.
Ich bin bis zu diesem Punkt 3.852 Km gefahren (der Rückweg wird etwas länger).
Ich habe die letzten Tage mal beim Tanken Verbrauch und Preis notiert. Im Durchschnitt kostete ein Liter Super 0,75€.
Feine Sache für einen Roadtrip.
Es gibt zahlreiche gut beschilderte Wanderwege unterschiedlichster Länge und Schwierigkeit.
Ich lief einen einfachen und Teile von drei weiteren.
Dann fuhr ich zum Lago Roca, der für mich aussah wie der schöne Lake Louise im Banff Nationalpark. Dort pfiff der Wind ordentlich, der See hätte auch Meer sein können, so überzeugend brandete er ans Ufer.
Derart durchgepustet wurde ich eine Stunde später im Supermarkt belehrt, dass ich falsch gedacht hatte.
Es war nicht der größte, aber der am besten sortierte, der mir bislang über den Weg gelaufen ist und auch nicht teuer.
Süße, saftige frische 🍊 gab es und Pekannüsse in der Schale, habe ich bei uns noch nie gesehen.
Dann fuhr ich in den Wald oberhalb der Stadt, dort hatte ich für zwei Nächte Last Minute für fast 50% weniger eine traumhaft putzige Maisonette-Hütte gemietet, die Nacht à 60€.
Ich wollte dort eigentlich nie wieder weg.
Mit Lichtkuppel im Schlafgeschoss und drei Meter hohen Fenstern über beide (offene) Etagen.
Zum Abend gab es den indischen Kürbis mit Zwiebel, Kartoffel und Kichererbsen; und Orangenschnitze 😋 Hier die Anleitung in Bildern.
Flüssigkeit ist Wasser, nicht zu viel und etwas eindicken lassen (erst 7-10 Minuten je nach Größe der Gemüsestücke im geschlossenen Topf garen, dann die gleiche Zeit, vielleicht etwas länger eher heiß kochen und abdampfen).
Das braucht sehr viel Salz und die anderen Gewürze ebenfalls großzügig verwenden: Kurkuma, Garam Masala, Koriander, Chili oder Cayenne, Kumin. Reichlich Knoblauch. Zum Schluss noch mal sehr kräftig Garam Masala drüber. Das Rezept verlangt eigentlich eine Prise Zucker, passt für meinen Geschmack nicht. Die Konsistenz sollte eher etwas weicher sein, aber nicht matschig.
Einfach, lecker, schnell.
Die heizen auf Feuerland mit Gas, sehr warm und dies 365 Tage im Jahr. Nachts kühlt es empfindlich ab, das spürt man auch im Bett deutlich.
Es wird gebeten, die Heizung nicht auf kleinste Stufe zu stellen oder sie auszumachen, sondern ggf. Fenster zu öffnen um runter zu kühlen, auch länger, das wäre einfacher, um eine halbwegs konstante Wärme zu halten.
Umweltfreundlich gedacht.
Montag, 29.9.
Was für ein schönes Aufwachen. Muss ich hier wirklich weg? 🥺
Kleines Frühstück aus Müsli, dann los zu meinem Termin um 9:30 im südlichsten Nagelstudio der Welt.
Einerseits lästig, dass alle drei Wochen machen zu müssen, andererseits kann man mit diesen Nägel halt den Garten umgraben, da reisst und splittert nix, enorm praktisch und egal was man anstellt, es sieht gepflegt aus.
In Ushuaia gibt es faszinierend viele Studios, weitaus mehr als in Berlin in meiner etwas weiteren Umgebung.
Und erst beim vierten hatte ich das Glück, noch einen Termin zu bekommen.
Die Feuerländerin ist mir spontan nicht durch ihre tipptopp Gelnägel oder überhaupt besonders gepflegte Hände und oder Nägel aufgefallen. Vielleicht lassen die sich nur die Füße machen?
Hm. Ich behalte das im Auge.
Vorher/nachher:
Dann schlenderte ich durch den Ort und sah mich um.
Und brauchte einen Moment um zu kapieren, dass Feiertag war und die Geschäfte deshalb fast alle geschlossen.
Dennoch lief ich hoch und runter und zurück und mag das da sehr.
Es ist nicht sehr gemütlich, es ist sehr touristisch, die Straßen sind teilweise unglaublich steil, aber es hat einen großen, eigenen Charme, einer der seltenen Orte, der magisch ist.
Es gibt auffällig viele Nagelstudios, Friseure, Outdoorläden, Souvenirshops, Cafés, Schokoladenläden.
Dirk hatte mir das Buch Berserk von David Mercy empfohlen, einen spannenden und interessanten Reisebericht über zwei (anfangs drei) junge Männer, die in einem vollkommen ungeeigneten kleinen Segelboot ohne adäquate Ausrüstung von Ushuaia aus zu einem Abenteuer in die Antarktis aufbrechen.
Ich sah die Abfahrt nun vor mir.
In dreieinhalb Wochen bin ich wieder hier (leider nur für einen Nachmittag und eine Nacht), darauf freue ich mich schon.
Meine Schiffsreise wird etwas sicherer und komfortabler als die der beiden. Hoffe ich.
Meine Idee, hier einen neuen und günstigen Rucksack von Patagonia zu erstehen, bekam einen herben Dämpfer. Die sind genauso teuer wie bei uns.
Dies ist vermutlich der Pier, an dem in 3,5 Wochen die Sea Spirit liegen und wo ich an Bord gehen werde, um über den Beagle-Kanal in die Drake Passage und zu weiteren Abenteuern zu fahren:
Ich bin ins Museum gegangen, definitiv das mieseste in dem ich seit Jahrzehnten war. Touristen zahlen mehr, dafür sind alle Beschreibungen und Beschrifungen der verstaubten, stinklangweiligen Exponate fast ausschließlich auf Spanisch.
Ausländerfeindlichkeit begegnet mir im Süden übrigens gar nicht mehr, die Menschen, mit denen hier kommuniziere, sind im Gegenteil neugierig und zugewandt, hilfsbereit und extrem freundlich und lachen eher nett oder verlegen (weil ihnen ihr Englisch, das ja nur besser sein kann als mein Spanisch, peinlich ist) wenn ich sage, dass ich kein Spanisch kann.
Seit Jahren, ach, Jahrzehnten will ich so gerne mal Schnee- oder Königskrabbe essen.
Eine invasive Art von beachtlichen Ausmaßen, die als Delikatesse gilt und hier Centolla heißt.
Googelt die mal und da seht Ihr einen weiteren Grund, warum ich nur in Wasser gehe, in dem ich den Grund sehe 😂
Bereits zu Hause hatte ich geguckt, wo man die hier gut essen kann.
Es gibt einen sehr bekannten, sehr touristischen Laden in der Stadt und ein kleines Restaurant, 80Km außerhalb, knappe 2h Fahrt einfach.
Den Laden im Ort sah ich mir an und war entsetzt über den Preis, das fiel aus. Der andere hatte nicht auf meine Anfrage reagiert, Feiertag, wer weiß, fiel auch aus.
Also Plan B. Ich liiiiiebe grillen. Neben Pilze sammeln und picknicken und schwimmen und radeln eine der schönsten Beschäftigungen auf der Welt für mich.
Da bin ich hier genau richtig.
In jedem, wirklich jedem Laden gibt es Holzkohle, in fast all meinen Unterkünften gab es Grillstellen.
Also klapperte ich die Stadt nach offenen Läden und Zutaten ab und hatte nach einer halben Stunde einen Sack Kohle, eine Zitrone, ein frisch geschnittenes Steak (360g/~3,50€), eine (angeblich) pikante Sauce.
In meiner Hütte machte ich mir schnell eine Knoblauchbutter (den Knoblauch müsste ich sonst sowieso wieder entsorgen an der Grenze)
Das Feuer in Gang zu bringen war nicht so einfach ohne Papier, aber ich hab’s hinbekommen mit ein paar Schnipseln vom Kohlensack und kleinen Zweiglein und Rinde (qualmte natürlich erst mal kräftig).
Dann das Steak rauf und Brot von gestern mit der Butter-ein Träumchen 😋
Eins der leckersten Essen, das ich hier bislang hatte.
Das vom Fleischer und einer Kundin nach einer Diskussion auf Spanisch empfohlene Steak war hervorragend.
Meine Jacke roch wie geräuchert und hing erst mal eine Weile draußen.
Die restliche Kohle ist im Auto für die nächste Gelegenheit.
Ich hatte mir die Gegend um Ushuaia deutlich karger vorgestellt und bin entzückt, wie schön es hier ist.
Ich bin eine abenteuerliche Schotterstraße gefahren, von der ich irgendwann diesen sagenhaften Blick hatte:
Nach dem Grillen war es schon späterer Nachmittag und damit Zeit, die Rückfahrt zu planen bzw. für den nächsten Tag eine Unterkunft zu buchen.
Das Verrückte ist, dass nach Rio Grande bis hinter die Magellanstraße keine einzige Unterkunft zu finden ist.
Die in San Gregorio kommt als nächstes, das fand ich wenig attraktiv für eine weitere Übernachtung.
Ich hatte überlegt, über Chile in Richtung Norden zu fahren, wenn ich schon mal dort bin und die Grenze hinter mir habe; das scheitert vermutlich einzig und allein daran, dass ich keinen Schlafplatz finde in angemessener Entfernung. Ich kann und will nicht 700-800Km fahren an einem Tag.
Dazu kommt die Fähre und mindestens ein aufwändiger Grenzübertritt.
Morgen fahre ich zunächst ganz entspannt nach Rio Grande, vielleicht fällt mir auf dem Weg noch etwas ein 🤷♀️ Oder einer/m von Euch?
Der Kürbisrest von gestern wird noch verputzt nach einem kleinen Spaziergang durch den Wald…
- Charlotte Tina
- 27. Sept.
- 8 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 29. Sept.
Mittwoch, 24.9.
Als ich nach einem langweiligen Tag am Steuer in Comodoro Rivadavia ankam, war ich schnell gezwungen, mein vermeintlich offenes Weltbild und meine Bewertungen auf Grundlage unseres so privilegierten Lebens wieder mal etwas zu überdenken.
Die Gegend, in der meine mit 9,3 bei booking bewertete Unterkunft lag, machte mir zunächst etwas Angst, ich fand es gruselig.
Dann riss ich mich zusammen und versuchte, objektiv in die Betrachtung zu gehen.
Es gibt hier im weiten Umfeld ausschließlich sandige Schotterstraßen.
Das ist normal.
Die Häuser sind meist unverputzt.
Auch üblich.
Es gibt selten so etwas wie einen Stadtkern.
Auch normal.
Die Straßen sehen verlassen aus.
Normal.
Also kein Anlass, albern zu werden, es ist einfach so, nur anders.
Der Vermieter sagte mir, dies sei eine sichere Wohngegend.
Ich denke, das Weltbild ist wie Stretchmaterial. Man muss es immer wieder durch Reisen dehnen, damit es nicht zu eng sitzt.
Ein neuer Kalenderspruch!
Hm, vielleicht liegt da ja eine berufliche Zukunft?
Das Appartement ist super, wie bislang eigentlich alle Unterkünfte tipptopp sauber, hier eine kleine Maisonette.
Ich war früh dran und fuhr deshalb zum schönen Leuchtturm. Von dort hat man einen tollen Blick, aber, Patagonien ist wirklich sehr windig, dort oben pustet es ordentlich.
Hier ein paar Eindrücke vom Weg, chronologisch rückwärts heute:
Wie in Marokko ist mir sehr viel Plastikmüll aufgefallen. In der Wüste (oder ist das Steppe?🤔) hingen alle paar Meter Plastiktüten in den kurzen Büschen. Die ganze Landschaft, über hunderte von Kilometern, verschandelt davon.
Ein Thema, dass ich noch gar nicht ansprach, sind Toiletten. Die sind immer, egal wo, sauber. Vielleicht alt und abgerockt, aber sauber, sehr angenehm und ungewöhnlich. In Unterkünften, Restaurants, an Tankstellen, in Supermärkten, egal, sauber.
Es gab leider keinen schönen Ort, um meinen Salat zu futtern, also schnipselte ich gemütlich (ich habe mein Reise-Küchenmesser mit und bin fast jeden Tag froh darüber), sah mir die Gegend noch etwas an und aß einen Teil.
Mein Vermieter kam, um zu kassieren, eigentlich sehr nett, seine Eltern kamen in den 50ern aus dem Friaul, war eine interessante Unterhaltung.
Und dann wollte er einen zu hohen Betrag, ich ließ mir die Aufschlüsselung zeigen-er schlägt standardmäßig die von ihm zu zahlende Kommission an booking oben drauf. Ha ha.
Wir einigten uns auf eine Stornierung der Buchung und Zahlung zum angegebenen Preis von für mich 38€. Er wollte 54€ haben.
Ich fuhr doch noch zum Strand, es war dort natürlich noch windiger, aber ganz schön.
Hatte ich schon erwähnt, dass die Ruta Nacional, die ich hauptsächlich fahre, der südlichste Teil der Panamericana ist und hinter Ushuaia endet?
Hier mal ein Haufen Kleinkram:
Einfach nett
Mega statt Magnum, Pistazie schmeckt gar nicht nach Pistazie
Hier werden Brot und Tortillas verkauft
Immer wieder tauchen die Islas Malvinas auf
Einmal-Kaffeefilter, sind auf fast jeder Reise dabei, die liebe ich
26 Sorten Alfajores in einem ganz kleinen Supermarkt. Es ist sicher nicht übertrieben zu sagen, dass das die beliebteste Süßigkeit hier ist.
Abends begann die nervige Kommunikation mit dem Vermieter für die nächste Übernachtung in Puerto San Julian. Laut booking ebenfalls US$45, also 38€. Er wollte US$54. Gleiche Begründung.
Und natürlich bar. Und natürlich zu einem für ihn super Kurs.
Das ist wirklich anstrengend.
Theoretisch sind Touristen, die mit ausländischer Karte bezahlen und einen Pass vorweisen können, von den 21% Steuern befreit.
Praktisch ist mir das noch nicht ein Mal gelungen.
Sie wären zu klein, da würde es nicht gelten, die Steuer sei eh schon rausgerechnet, davon hätten sie noch nie gehört, nein, das ginge nicht…
Das ist, wie es ist.
Es eskalierte am nächsten Tag mit dem Mann, der mir sagte, entweder ich würde zahlen oder käme nicht rein, ich stornierte.
Die Autovermietung hatte ich mal wieder angeschrieben, weil die mich nach Strich und Faden verarschen.
Ich hatte mich nun dazu entschlossen, den Wagen in Rio Gallagos stehen zu lassen, einen anderen Wagen zu mieten, vier Tage nach Tierra del Fuego zu fahren, zurück und wieder umsteigen.
Ich suchte den Laden mit den besten Bewertungen, das war Avis. Und die waren dermaßen nett, mannomann.
Sie würden mir einen Toyota Yaris Automatik mit Sommerreifen geben (exakt das Modell, mit dem ich unterwegs bin), die Regelung mit den Spikereifen würde nur im Winter gelten, das sei vorbei, aktuell könne man völlig problemlos dort fahren.
Das genaue Gegenteil all dessen, was Europcar behauptet.
Alles, was man benötigt, ist eine Genehmigung für die Einreise.
Also Europcar geschrieben. Sie: das ginge nicht, es gäbe keine solche Genehmigung.
Ich: dann besorgt sie, und zwar bis morgen Abend.
Pause. Pause.
Dann am Donnerstag: sie würden sie mir zuschicken.
Donnerstag, 25.9.
Tag des toten Guanakos.
Ich fuhr recht früh los und brauchte lange, um aus der unattraktiven, vollen Stadt zu kommen.
Aber dann! Es wurde so schön!
Die RN3 führte über eine lange, wunderschöne Strecke am Atlantik entlang.
Die Weite ist unglaublich, es wirkt alles so riesig. Der Himmel wird immer heller, je weiter ich nach Süden komme.
Es ist weit, windig und gewaltig und einsam.
Ich war bislang in Polizeikontrollen immer durchgewunken worden, davon gibt es hier viele. Täglich sehe ich mindestens zwei.
Ich wurde von der Polizei und dann von der Gendarmerie angehalten.
Das war sehr nett, die waren eigentlich nur neugierig und wollten schwätzen und freuten sich, dass ich ihr Englisch lobte.
Dann führte die RN3 wieder ins Land und durch Wüste. Hier waren immer wieder größere Herden Guanakos zu sehen.
Links und rechts der Straße waren Zäune aus Stacheldraht, vielleicht 1,50m hoch.
Zunächst fragte ich mich, was ich da sehen würde im Zaun.
Dann wurde mir klar, dass es beim versuchten Sprung hängen gebliebene Guanakos in unterschiedlichen Mumifizierungszuständen waren.
Sie müssen qualvoll verendet sein und trockneten dann aus.
Eines war sicher noch nicht lange tot, ein anderes sah aus wie ein Bündel aus Fell und Knochen.
Ich versuchte, nicht mehr den Zaun anzuschauen, aber, Faszination des Grauens, der Blick wandert unweigerlich dort hin.
Nach 440Km kam ich schließlich in Puerto San Julian an. Meine neue Unterkunft, die Hosteria del Ketty, ist wieder völlig okay, sehr einfach, sauber, sehr nette Betreiberin.
Hier sind ein paar einfache Eindrücke (6.100 Einwohner):
Das besondere an dem Ort ist, dass Hernando Magellan1520 hier zufällig erstmals in Südamerika anlandete auf der Suche nach neuen Welten (und vor allem der später nach ihm benannten Magellanstraße) und nicht nur den Winter in der Region verbrachte, sondern auch die wohl recht hoch gewachsenen Einwohner mit einem despektierlichen Wort beschrieb, dass erstaunlicherweise einer riesigen Region den Namen gab
.
Patagonien. Patagonier bedeutet Großfüße.
Also ehrlich, was soll denn dann bitte die Lachnummer in den Schuhläden?!
Nun, ich lief eine große Runde am Wasser entlang, ein Teil der Kleinstadt erinnert etwas an Norwegen, der andere ist dann wieder typischer Argentinien.
Der Essensrhythmus des Landes passt so gar nicht zu meinem.
Hier wird sehr süss gefrühstückt, Mittag zwischen 12:00 und 14:00, Siesta, Abendessen frühestens um 20:00.
Ich frühstücke gern einen herzhaften Happen am Vormittag und esse gegen 15:00/16:00 eine Mahlzeit.
Passt so gar nicht.
Das hat zur Folge, dass ich auch bei der Suche nach Essen immer wieder ausgelacht werde oder völlig ungläubig angeguckt oder es wird direkt gefragt oder gemurmelt „um diese Zeit essen???“.
Ja.
Ich suchte und fand dann einen kleinen Gemischtwarenladen, in dem es mittags ein kleines Buffet gab mit hausgemachten Gerichten, da gab es noch Reste, ich wählte einfach die kleinste Portion, von der ich 1/3 schaffte.
Die essen hier viel. Warum kann ich keinen Kinder-(oder Menopausen-)Teller bestellen? 🤣
Rindfleisch mit einer Art Tortellini, ein Dessert aus einer Creme aus Dulce de Leche und Biskuit.
Und dann geschah das Unfassbare… Meine aus einer extremen Verärgerung geborene unerbittliche Hartnäckigkeit hatte dazu geführt, dass Europcar in El Calafate eingeschaltet wurde, anscheinend der Chef, der mir über WhatsApp schrieb, und ich bekam zu 19:40 die Unterlagen, die ich 4x ausdrucken musste.
Und der nächste Copy Shop in diesem kleinen Ort war 2min entfernt, besetzt mit einer reizenden, hilfsbereiten Frau.
Und um 20:10 hatte ich die vollständigen, notwendigen Unterlagen für die Einreise nach Chile mit meinem Mietwagen. Halleluja!
Also doch Feuerland 🤩😍
Ich schaute nach der Fähre über die Magellanstraße (passt thematisch ja gerade hervorragend) und überlegte, dass es eigentlich sinnvoll wäre, morgen richtig viel zu fahren (450Km), dafür aber schon in Chile angekommen zu sein (die Grenzformalitäten sollen langwierig sein) und nur noch einen kurzen Weg zur Fähre zu haben.
Ich fragte bei einer Hosteria in der Mitte der Region an, wie das Wetter vor Ort ist und wie sie das für die nächsten Tage einschätzen würden. Sehr nette Antwort und gutes Wetter, kein Problem mit meinem Auto.
Na bitte.
Ich habe gestern gesehen, wie ein Hund eine Katze totgebissen hat. Das war schon entsetzlich. Aber noch schlimmer war, dass er sie im Maul mitten auf die Straße getragen hat, nach Autos geschaut hat, sich etwas abseits hingesetzt hat und tatsächlich darauf wartete, dass ihr Leichnam noch überfahren wird. Ganz furchtbar, das geht mir nicht aus dem Kopf.
Freitag, 26.9.
Eigentlich bin ich richtig durchgebrettert. Nun, da ich mein Ziel doch erreiche, wollte ich auch schnell hin.
Die Fahrt machte Spaß, die Landschaft war sehr abwechslungsreich. Die letzten zwei Tage waren typische Roadtrip-Tage, wo alle paar Kilometer etwas schönes Neues auftaucht und der Weg das Ziel ist.
Hört mal:
Ich wurde in zwei Kontrollen angehalten, der eine blätterte nur neugierig durch die Stempel in meinem Pass, der andere war auch neugierig und wollte schwätzen.
Enorm viele Guanakos waren heute zu sehen , viele auf der Straße, auch einige tote.
Auf beiden Seiten der Straße ist über tausende Kilometer ein Zaun gezogen, etwa 20m von der Fahrbahn entfernt. Anscheinend aber ist das Gras auf der anderen Seite des Zauns auch für Guanakos immer grüner…
Ich passierte Rio Gallegos am Rand, aß an der Tanke einen bemerkenswert guten Hamburguesa mit Ei und Käse,
dann kam ich zur Grenze und das ist eine echt schräge Nummer.
Erst fuhr ich zu weit, weil an dem unscheinbaren argentinischen Grenzgebäude eine Ausschilderung nur auf einer Seite ist.
Drinnen sind ganz viele Schalter, die nummeriert sind.
Zunächst stellt man sich, logisch, bei der 1 an, dort wird der Pass geprüft. Man bekommt einen Datumsstempel auf einen kleinen, zurecht geschnittenen Streifen Papier.
Bei der nächsten Station werden die Fahrzeugpapiere überprüft.
Dann fährt man einen Kilometer weiter, geht in das Gebäude in Chile, dort sind es drei Stationen (an jeder bekommt man einen weiteren Stempel auf seinen Papierstreifen) und man muss an der letzten per Scan eines QR-Codes, der nicht für einen erreichbar ist weil er hinter dem Tresen, hinter der Scheibe, unterhalb der Tresenoberfläche an die Wand geklebt ist (🙈) mehrere Infos erneut angeben-in ein sich öffnendes, vierseitiges Formular.
Auch, ob man Früchte einführen will.
Ja, also ich hab da eine Zitrone, eine halbe Zwiebel, Knoblauch und eine Tomate 🥺
Der Versuch, diese kleinen Terroristen vom Feld einzuführen, ist strafbar.
Das Auto wird im nächsten Schritt von zwei (in meinem Fall ausgesprochen netten) Grenzbeamten kontrolliert und gefährliche Subjekte ausnahmslos in externe Sicherheitsverwahrung verbracht, der Papierstreifen mit den vier Stempeln wird einbehalten.
Dann war ich in Chile, yeeeha!
Ich fuhr an meiner Unterkunft vorbei und 50Km extra, weil ich unbedingt die Magellanstraße sehen wollte und mich gleich im Fährbüro erkundigte.
Die erste Fähre geht um 8:30, man zahlt an Bord.
Meine Unterkunft ist ein bisschen gruselig, aber dafür mit 22€ bisher die günstigste. Und sauber. Das ist so ein Container oder Trailer, wie immer man das nennt. Drei Schlafzimmer, war halt noch frei und ist die einzige Unterkunft zwischen Grenze und Fähre.
Aber passt schon, umso mehr freue ich mich auf die nächsten beiden Unterkünfte, die ich dann gleich gebucht habe, nachdem ich mir überlegt hatte, was ich hier gern machen möchte.
Ich war neugierig auf chilenische Küche, in der Unterkunft wurde Hausfrauenkost angeboten, da hatte ich kein so großes Glück mit der Hausfrau..
Und ich hatte vorab viermal über Translate gesagt, ich habe wenig Hunger, ich esse nicht viel, bitte kleine Portionen, bitte keine Pommes:
Noch ein paar Eindrücke von dem Ort, dem es nicht schlecht zu gehen scheint. Neuer Busbahnhof, viele neue Bänke und gepflegte Wege, gute Straßen, Fahrradwege, Sportplatz.
Irritierend fand ich kurz den enorm großen Knochen. Hat vermutlich ein Hund angeschleppt.
Morgen früh geht es weiter mit der Fähre nach Feuerland.
- Charlotte Tina
- 24. Sept.
- 9 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 30. Sept.
Vorweg in Sachen Funktionalität der Seite: der Anbieter meiner Website hat den Preis wegen der super Performance vor drei Wochen um 180% erhöht, ich musste bzw. wollte daraufhin downgraden und zahle trotzdem mehr.
Plötzlich funktionieren viele Sachen nicht mehr, wie sie sollen und da ich keinen Zugriff auf einen Rechner habe, kann ich nicht in die Verwaltung gehen und gucken, was warum nicht stimmt.
Newsletter werden an einzelne (wie geht das?) Abonnenten nicht mehr verschickt, Likes können anscheinend nur noch auf der Startseite für einen Beitrag vergeben werden.
Für Kommentare und Ratings, ich habe rumprobiert, muss man oberhalb des geöffneten Beitrages auf die Sterne ⭐️ klicken, dann scrollt die Seite automatisch zum geöffneten Kommentarfeld und man kann loslegen. Das hakt ab und an, geht aber.
Die Seite kann aus dem Ausland nicht mehr geöffnet werden (haben Claudia aus Kopenhagen und Fran aus Neuseeland berichtet).
Tut mir leid, ich hoffe, Ihr holt Kommentare und Likes nach, das hält meine Moral gehörig oben 😉
Birgit hat mir von den anderen Problemen berichtet, danke dafür. Ich probiere ja nicht ständig alle Funktionen aus, deshalb sind Rückmeldungen sehr wichtig!
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Sonntag, 21. September
Um 5:00 war ich wach und konnte nicht mehr einschlafen, die Problematik mit der Autovermietung, nun mit der Webseite, es war kalt und irgendwo lief ein lauter Lüfter die ganze Nacht.
Am Samstag bei der Ankunft habe ich einen Baseler kennengelernt, Jonas, der heute mit dem Taxi die gleiche Route fahren wollte wie ich.
Ich habe ihn kurzerhand eingeladen, so spart er 80€ und wir könnten uns unterhalten.
Da die Tide zwischen 9:00 und 11:00 an der Ostküste optimal sein sollte für Tiersichtungen (Flut), hatte ich für die Abfahrt 7:30 angesetzt.
Wir fuhren also los, es hatte die ganze Nacht geregnet, kamen zur Schotterstraße und es fuhr sich wie in tiefem Schnee plus Spülmittel pur-extrem rutschig durch einen anscheinend hohen Lehmanteil.
Das war sehr unangenehm und anstrengend, ich hielt an, um zu testen wie der Untergrund ist und sank mit dem Fuß erst mal 2-3cm im Schlamm ein.
Nach etwa 18Km drehte ich um, das war nicht machbar über 65Km, erst recht nicht mit einem Toyota Yaris mit Sommerreifen.
Wir blieben im Schlamm stecken und kamen erst mal nicht wieder raus, ich bat Jonas, zu schieben, nix.
Ich nahm meinen Küchenkarton auseinander und legte ihn unter das eingegrabene Vorderrad. Das flutschte zwar durch, aber für einen ganz kurzen Moment war so viel Haftung da, dass Bewegung rein kam und ich auf den tiefer liegenden seitlichen Teil der Straße rutschen konnte.
😮💨
Auf der ganzen Strecke war uns kein Mensch/ Auto begegnet, lediglich Guanakos und Lämmer mit Mama-Schafen.
Das wäre um ein Haar ein langer und unangenehmer Tag geworden.
Auf der Rückfahrt passierte das noch zwei Mal, ich kam aber etwas leichter raus mit Zurücksetzen und Schwung holen.
Der Kontrollpunkt zur Straße war in der Zwischenzeit gesperrt worden, die Straße als unbefahrbar eingestuft worden, trotz der intensiven Sonne ab mittags blieb sie das auch am Montag, es war schon sehr schlammig, auch wenn es nur bedingt so aussieht auf den Fotos.
Die Sperrung muss passiert sein, kurz nachdem wir dort gegen 7:40 durch sind, da war der Posten nicht besetzt.
Auf der Asphaltstraße fuhr ich einige Male vor und zurück durch eine tiefere Pfütze, um das Zeug aus dem Profil und den Radkästen zu spülen.
Ein Abenteuer. Keine Pinguine. Keine Orcas.
Nein, weil die Frage über WhatsApp mehrfach kam, ich hatte keine Angst. Es wäre ja höchstens langwierig und anstrengend geworden, aber nicht gefährlich.
Ich habe 8l Wasser im Auto, etwas zu essen, Musik…🤷♀️ Alleine wäre ich wahrscheinlich sehr viel frustrierter gewesen, das sicher.
Nun hatte ich einen ganzen Tag auf der Isla, spazierte von einem Ende des Ortes zum anderen, fand Walknochen, den lokalen Radiosender, schrieb an den Webseiten-Betreiber wegen all der neuen, seltsamen Probleme, aß etwas, was ich als in Olivenöl mit Knoblauch gebratene gemischte Meeresfrüchte bestellt hatte und was als überkochte, trockene Teile aus dem Eis ohne Würze auf den Tisch kam.
Ich hatte Hilfe. Erst fand sie das auch nicht gut, aber, partner in crime irgendwie, der Hunger trieb es rein.
Dann setzte ich mich in die mittlerweile herrlich strahlende Sonne.
Kälte, Regen, Nebel, böse Wolken-alles weg.
Das Wetter ändert sich hier als würde jemand einen Schalter umlegen.
Eigentlich wunderbar da auf meiner kleinen Terrasse, ich bekam weiteren Katzenbesuch, gab eine Untertasse Milch aus, plante die Stationen bis Rio Gallegos um, schaute grob auf die Kilometer, weil ich ja eine wirklich sehr lange Strecke zurück fahren und rechtzeitig ankommen muss und ließ den lieben Gott ansonsten einen guten Mann sein.
Ach, meine Frühstückskiste holte ich mir noch.
Es wird jeden Tag gebacken, dann kleine Kisten mit Kaffee- und Milchpulver sowie zwei Sorten Kuchen bestückt (das ist hier, ähnlich wie in Italien, das Frühstück), das nimmt man sich mit aufs Zimmer für den nächsten Morgen.
Ich habe das als Nachmittagskuchen genossen, sehr lecker.
Frische Milch habe ich hier bislang nur in Tüten gesehen; die fülle ich mir immer in eine Wasserflasche um.
Für die Buchung des Hotels in Puerto Madryn erhielt ich einen Link und musste eidesstattlich versichern, neben der Angabe meiner PassNr., Anzahl der Leberflecke usw., dass ich keine Temperatur über 37,2° hätte und kein Covid. Jesusmariaundjosef.
Hier meine bisherige Strecke (bislang sind es mit dem Auto um die 2.000Km):
Ich buchte noch die Vergnügung für Dienstag (😁), dann mümmelte ich mich in dem kuscheligen Bett zusammen.
Montag, 22. September
Bis zur nächsten Station Puerto Madryn waren es nur 90 Kilometer.
Es windete stark, ich fuhr sehr gemütlich, fotografierte für Euch ein Guanako (die zur Kamelfamilie gehören) und kam trotzdem schon um 10:30 an.
Im Hotel waren sie ausgesprochen nett, mein Zimmer war fertig, ich durfte es schon beziehen.
Ich lief los, war schnell am Strand, erledigte die Formalitäten für den nächsten Tag und spazierte in der Stadt umher.
Nett hier.
Ich suchte einen Schuhladen, weil meine schon arg gelitten haben.
Ich habe in meinem Leben noch nie so viele Schuhläden auf einem Haufen gesehen. Ehrlich, manchmal drei nebeneinander, ich war bestimmt in 10 Läden und es wären mehr geworden, hätten sie nicht zu Mittag geschlossen.
Die wenigen Schuhe , die in Frage kamen, gab es nicht in meiner Größe, ich wurde von zwei Schuhhändlern ausgelacht, und zwar richtig laut, weil sie meine Füße für eine Frau anscheinend unfassbar groß finden.
Wer kann🤷♀️
Es gibt einige Schoki-Läden, die auch gefüllte Pinguine und Walfluken anbieten, sah ansprechend aus, hübsche Idee.
Dann, es gab keinen Laden in dem Geldwechsel möglich war, ging ich in eine Bank. Hier muss man eine Nummer ziehen wie beim Amt.
Der Kurs war bei 1.400ARS für den Euro und damit deutlich schlechter als der offizielle Kurs.
Zeit für meine neue Geheimwaffe. Ich hatte mir am Vorabend die App von Western Union runtergeladen.
Ich suchte die nächste Filiale und während ich in der Schlange stand schaute ich in der App, wie das geht.
Ganz einfach: man richtet sein Profil ein (wichtig, dass alles so angelegt wird wie es im Pass steht, also auch alle Vornamen angegeben sind), wählt das Land, in dem die entsprechende Währung ausbezahlt werden soll, den Empfänger (sich selbst oder eine andere Person), den Betrag, wie das Geld transferiert werden soll (ich wählte Bargeldauszahlung in einer Filiale), dann überweist man.
Ich habe über ApplePay gezahlt , das dauerte zwei Sekunden, dann erhielt ich die Nachricht über die App, dass das Geld zur Verfügung stehen würde. Da war ich von Position 5 auf 3 in der Schlange vorgerückt.
Man erhält ebenfalls einen Transaktionscode, mit diesem und dem Pass geht man zum Schalter und bekommt das Geld ausbezahlt.
Die Dame war besonders nett, brauchte aber ein wenig Zeit, typisch für hier, alles noch mal prüfen, Angaben, die in der App im Profil stehen noch mal auf einem Zettel bestätigen lassen, handschriftlich, Pass scannen, Passnummer trotzdem noch mal extra aufschreiben lassen…
Egal, das ist super. Geht eigentlich schnell, ist theoretisch unkompliziert, guter Kurs 1.732ARS, funktioniert in enorm vielen Ländern.
Die erste Transaktion ist kostenlos, bei den folgenden fällt eine Gebühr an: 5€ pro Vorgang plus 1% der Summe, wären bei 100€ also 6€ Gebühr, bei 300 wären es 8€.
Man bekommt viele Scheine, die dann mit Schnappgummis gebündelt werden. Ich trage die Bündel lose in der Tasche, weil 50€ so viel Volumen haben in ARS, dass mein Portemonnaie sich nicht mehr schließen lässt. Bei 200€… Eine Seite der Inflation.
Kann ich wärmstens empfehlen, wieder eine praktische Sache gelernt.
Nun lief ich zurück zum Atlantik und als ich in Google Maps schaute, fiel mir eine Markierung ins Auge.
Ein Restaurant, Matilde, das besondere Rezensionen bekommt und Asado anbietet.
Hatte ich mir schon in Berlin markiert bei der Recherche.
Es war um die Ecke, es war Mittag und ich hatte noch nicht gegessen, also ging ich dort kurzerhand hinein.
Es war sehr gut. Vorweg nahm ich eine frische Limo, eiskalter O-Saft mit Zitrone.
Dann, das war mir nicht klar bis zu dieser Situation, bestellt man hier alle Komponenten einzeln.
Ich bestellte patagonisches Lamm-Asado und einen Tomatensalat.
Auf den Tisch kamen die obligatorische Salsa und Chimichurri, Brot und Knoblauchmayo.
Und dann diese gigantische Portion.
Das Fleisch war ganz hervorragend, aber das alles hätte für 2,5 meiner Art gelangt und brauchte eine zweite frische Limo.
Insgesamt hat es 27€ gekostet. Vollkommen angemessen, auch wenn ich Depp mit weniger gerechnet hatte weil ich annahm der Salat sei dabei.
Interessant war die aus Italien und manchmal Frankreich bekannte Summe für das Gedeck und Brot, Cubierto, hier 1.000ARS.
Die Knochen ließ ich mir mitgeben für Streuner, die erste schwangere Hundedame wartete schon vor der Tür.
Gut, dass ich 4Km zurück zu laufen hatte, im starken Wind am Meer entlang mit noch einem kleinen Eis.
Das Hotel bot einen 24h Wäscheservice an, für 6€ eine Ladung gewaschen und trocken zurück.
Perfekt, in die Tüte kamen auch die verschlammten Sneaker.
20min schwimmen im Pool, ganz allein in dem wunderschönen Garten in der Nachmittagssonne.
Etwas schreiben und dann 1h Massage für 1/4 des Preises, der mittlerweile in Berlin zu zahlen ist.
Heute hab ich es mal krachen lassen, hat gut getan 😊
Dienstag, 23. September
Um 7:20 war ich bei Abramar Buceo, einem von mehreren Anbietern für Schnorcheln mit Robben.
Jaaaaaaa! 🤩 Seit meiner Kindheit träume ich davon und hier ploppte es direkt vor meiner Nase auf.
Der Atlantik hatte hier gestern nachmittags 11°, morgens vermutlich eher um die 8°, Luft 6°, Flut war um 8:10.
Hätte ich online vorab gebucht, hätte ich 130€ bezahlt. Aber ich lerne ja, also Anfrage über WhatsApp.
Direkt mit Karte vor Ort: 98€.
Cash vor Ort: 85€.
Wie pellten uns in Neopren-Nassanzüge, Neopren-Socken, -Schuhe, -Handschuhe, -Kopfhaube. Darüber für die 20min Fahrt eine Jacke.
Dann wateten wir am Strand durch die leichte Brandung zum Motorboot, ein tapferes Grüppchen von zehn Leuten, schon mit eisigen Füßen.
Ich habe noch nie so viele Wale gesehen wie in dieser Bucht vor Puerto Madryn, in Gruppen von 2-3 meist, wo ich auch hinsah, es tauchten Köpfe und Fluken auf.
Das war wunderschön. Mein iPhone hatte ich an Land gelassen.
Ich war die einzige Ausländerin, aber der Skipper sprach Englisch und meine Nachbarin Angie, Argentinierin, die fünf Jahre in Irland gelebt hat und aktuell in Nordspanien.
Bei der Robbenkolonie angekommen, im Schutzgebiet Reserva Lobería de Punta Loma, machten wir uns fertig mit Schnorcheln und Masken und hüpften über die Bordwand ins Wasser.
Das war gut bewohnt von Robben. Sie schwammen unter, neben, vor uns, drehten Spiralen, schwammen auf den Rücken gedreht um einen besser sehen zu können (oder um anzugeben), schmiegten sich mit ihrem ganzen Körper an einen, tauchten neben einem auf und guckten neugierig, das war unglaublich.
Es waren hunderte und Dutzende davon immer um uns herum, erwachsene, schwangere, Jungrobben.
Ich vergaß, wie kalt das Wasser in den Nacken und weiter den Rücken hinunter lief, das war sicher eine der schönsten Situationen meines Lebens.
Sie ließen sich anfassen und streicheln, stupsten mich an, schauten mich mit ihren großen, dunklen, seelenvollen Augen und den niedlichen Barthaaren direkt an.
So viel Interaktion von ihrer Seite hatte ich nicht erwartet, sie waren wie junge Hunde und hatten offensichtlich großes Interesse.
Einfach wundervoll, ich würde am liebsten gleich wieder dort hin um das erneut zu erleben.
Nach 50min im Wasser gingen wir wieder an Bord, nahmen zwei weit aufs Meer abgetriebene Standup-Paddlerinnen auf, sahen erneut viele Wale und die Schnauzen von Delphinen und plumpsten schließlich wieder ins eisige Wasser, um an Land zu laufen.
Ich hatte noch nie so kalte Finger. Als ich sie unter warmes Wasser hielt schmerzten sie so stark, dass ich kaum die Tränen unterdrücken konnte, das dauerte ziemlich lange an.
Die Crew hatte eine GoPro dabei, für 18.000ARS/11€ habe ich die Fotos und Videos gekauft, die ich extrem schlecht finde.
Miese Qualität, unendlich viele schöne Motive vertan, bzw. gar nicht dabei. Ich hatte den ganzen Tag voller Vorfreude auf den Link zum Download gewartet, wie schade.
Nachtrag: Ich fand das so enttäuschend, dass ich am nächsten Tag einfach um ein paar schöne Bilder gebeten habe und erhielt auch noch ein paar wenige, sie seltsam geizig damit:
Der Kapitän hat auch erzählt, dass sie kürzlich Orcas haben jagen sehen.
Die Robbenmama nimmt ihr Junges am Anfang Huckepack. Der Orca springt über sie und schnappt sich dabei den Nachwuchs.
Die Orcas greifen auch die Wale in der Bucht an und Pinguine (sie fressen sie).
Dann fuhr ich ins Hotel und nahm eine sehr lange heiße Dusche.
Es war noch früh, also spazierte ich noch mal durch den Ort und holte mir ein kleines Hot Dog, mit Cheddar- und Knoblauchsauce und Oliven, darüber wieder Chips.
Nicht schlecht.
Auf dem Weg zum Meer kaufte ich in einem Carrefour Melone, Kaffee (diesen Nescafé finde ich 1-2x lustig und dann nur noch eklig, allerdings habe ich für 125g Kaffee 3,50€ bezahlt, Nescafé ist hier dagegen billig) und ein Glas.
Es gibt meistens nur Tassen oder hässliche Wassergläser und ich finde 0,6€ gut investiert, um, wenn ich mal von meinem Rosé trinken möchte, dies mit deutlich mehr Genuss tun kann.
Dann saß ich da in der Sonne und dem kräftigen Wind, aß meine Melone, betrachtete dabei Fontänen und Sprünge, sie tollten und planschten, dass ich gar nicht weg kam.
Hier habe ich ganz am Anfang einen Sprung festhalten können, leider sehr schlecht zu erkennen:
Hier einen Moment abwarten und links schauen:
Aber es wurde mir zu kalt, Umzug ins Hotel zum Lesen.
Morgen geht es weiter nach Süden.