- Charlotte Tina
- 14. Juni 2023
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 29. Aug. 2023
Samstag, 10. Juni, wachte ich frierend auf. Von den 30 Grad des Vortages war es abgekühlt auf 10 Grad, wow. 🥶
Bevor ich mich zum Schwimmen aufmachen konnte, mussten Zweifel bei jemandem über meine Technik ausgeräumt werden. Gelungen, kann ich in aller Bescheidenheit sagen.
Das dritte Bad endlich war dann nicht in Renovierung oder ein Strandbad, sondern ein geöffnetes Hallenbad, und so begann mein Tag doch noch ziemlich gut.
Dann wollte ich zu einem Aussichtspunkt in einem Nationalpark, 80Km Umweg. 10Km davor die Info, dass man einen (National)Park-Pass braucht zum Parken. Vielleicht bin ich dämlich, aber ich ging davon aus, dass man den dann am Parkplatz bekommt. Aber nein, man muss ihn online erwerben, ausdrucken und den Ausdruck sichtbar ins Auto legen, das ist der einzige Weg. Das erklärte mir eine Frau auf dem Parkplatz. Der Ranger käme regelmäßig vorbei und dann: Ticket.
Na, das ist ja mal gute Kommunikation und touristenfreundlich. Vorschlag: Parkautomat.
Es war trotzdem schön, die Landschaft war toll und die kleinen Ortschaften, manchmal nur 4-5 Häuser, aus der Zeit gefallen.
Nächstes Motel: okay. Essen: mäh. Es gab einen Salat in Plastikschale, das war meiner. Es kann morgen nur besser werden.
Aber: die Betreiber sind ein super netter Pakistani aus Dubai und seine Frau, seit zehn Jahren hier. Wir haben sehr gelacht und es war eine interessante Unterhaltung. Sie kommen aus einem Land, in dem im Sommer +55 Grad herrschen. Hier erleben sie im Winter -40 und Schnee, der 2m hoch liegt. Die Sommer hier finden sie aber klasse. Sie haben zuerst in den USA gelebt, aber die US Amerikaner seien rassistisch, die Kanadier nicht. Das Leben sei für sie in Kanada sehr gut.
Das habe ich nicht zum ersten Mal gehört. Ich treffe erstaunlich viele Leute, die seit bis zu zehn Jahren in Kanada leben. Erstaunlich für mich, das habe ich nicht erwartet.
irgendwie bin ich Instagram infiziert. Das habe ich bislang ignoriert, weil ich es doof fand und nun ertappe ich mich dabei, mir Katzenvideos und andere seltsame Filmchen anzusehen😆Manche Clips sind zum Piepen und bedrückend zugleich. Schuld sind der schwedische Journalist, Thomas, den ich in Japan kennenlernte, und Claudia, die beide da veröffentlichen.
Am Sonntag ging es früh weiter, auf dem Weg lag ein hübscher Wasserfall in einer tollen Schlucht. Die Natur Ontarios ist wirklich sehr schön. So viele Bäume (extrem trocken), Felsen und Seen.
Meine Unterkunft in Wawa war klasse. Eine sehr saubere und gemütliche Hütte, betrieben von einer Polin und ihrem Mann. Super nett auch diese beiden. Schön, dass ich zwei Nächte hatte.
Ich brauchte auch dringend wieder eine heimelige Pause.
Im örtlichen Supermarkt kaufte ich ein und sah mir Wawa an und seine seltsamen, überdimensionierten Gänse (im Ort sind noch mindestens zwei verteilt)...
Dieser Liter Milch hat 3,94€ gekostet.
Die kleinste Packung Eier hat 12 Stück. Die kleinste Packung Bacon die ich auf diesem Kontinent bislang ausmachen konnte hat 375g. Das kleinste Puddingpulver ist für neun Portionen. Tbc.
Nix für Singles hier.
Zu essen gab es mal wieder Steak&Salat. Mag ich, ist einfach, kaum Kohlenhydrate, halbwegs gesund. Ungesund ist meine neue LieblingsBBQSauce, eine Chipotle Sauce, also aus geräucherten Jalapeños. Leeeecker. Das aß ich im Vorgarten in der Sonne. Aber es ist trotzdem frisch. 14 Grad. Wo zum Teufel ist der Grad-Kuller auf der Tastatur? Paaaaaaaaaaaaaaavel! Briiiiiiitttttaaaaaaa!
Oh, gefunden, war ja ganz einfach ° 🤭
Zum Thema kernige Männer frage ich mich, wie die wirklich drauf sind. Hier hängen viele Plakate auf denen häusliche Gewalt thematisiert und Hilfe angeboten wird.
Kleiner Abstecher zum Thema Klimakrise. Das kommt hin und wieder auf, z.B. sagt jemand mit nonchalantem Achselzucken, wenn es um 32° in Kanada Anfang Juni geht, "climate change"; und steigt dann in den Zweit- oder Dritt-Pickup oder startet bei 32° den Wäschetrockner oder...
Spreche ich es an, z.B. in einem Café, weil ich keinen Plastikdeckel will und trotzdem einen kriege, weil ich im Haus etwas zu mir nehme und trotzdem Plastik und Pappe bekomme, weil ich etwas mitnehmen möchte aber nur eine Serviette will und keine Plastikbox, dann stößt das ausnahmslos (und das meine ich so) auf völliges Unverständnis und/oder Genervtheit. Und ich bin dabei ausgesucht freundlich, nicht missionarisch 😉
Am Montag schlief ich morgens noch mal ein. Die Hütte war so kuschelig und behaglich, das Bett so angenehm und spür- und riechbar frisch weich bezogen (woanders bin ich oft sicher, dass sie die Laken einfach glatt streichen). Die Nacht hatte es geschüttet wie aus Eimern. Gut für die durstige Natur und gegen die Brände. Draußen tröpfelte es weiter bei 7°, drinnen sprang leise die Heizung an. Schnurr, maunz.
Ein Spaziergang, lesen, daddeln, das war der Tag.
Dienstag, 13. Juni
Vor mir lagen nur 300Km bis zur Hütte am Leuchtturm auf einer Insel. Der Plan des Tages: bei 220Km in Sault Ste. Marie halten, schwimmen, nach einer zweiten Jeans gucken, weiter.
Guter Plan, kleine Tücken.
Die Landschaft war wunderschön, es regnete zwar und war frisch, aber ich habe trotzdem ständig gehalten und geguckt. Der Lake Superior ist so groß, er fühlt sich eher an wie ein Meer. Und er ist bibberschlotterkalt!
Zu Mittag gab es eine kleine Portion Poutine in einem Fast Food Laden.
Geschwommen bin ich letztlich beim Christlichen Verein Junger Männer, dem YMCA (herrliches Video 🤣).
Tolles Bad mit vier 25m-Bahnen, ich hatte es ganz für mich und musste zudem nichts zahlen; weil ich Reisende bin😁
Gegen 16:00 kam ich auf French Island bei Bruce Mines an. Ich habe eine Hütte, die 1920 gebaut wurde. Sie hat Strom und Wasser, aber nur einen Ofen zum Heizen. Ich muss also hinterher sein, dass das Feuer nicht ausgeht bis morgen früh!
Das ist genau das, was ich gesucht habe. Sehr einfach, rustikal, schön gelegen direkt an der Wasserkante, ruhig.
Die Besitzerin hat deutsche Wurzeln, ihre Großeltern waren Auswanderer, sie hießen Waigel. Vielleicht ist Theo ihr Cousin? Sie weiß nichts über die Herkunft oder andere Details.
Als wir Kinder waren, haben wir sehr oft in Skandinavien Urlaub gemacht und ich erinnere mich zumindest an eine Hütte, in Schweden, in der meine Mutter die Küchenhexe mit Holz befeuern musste zum Kochen.
Jetzt schnipsel ich mir einen großen Salat und dann starre ich, mit dem knisternden Holzfeuer als Untermalung, auf den See. Die Hütte ist jetzt schön gemütlich warm. So ein Feuer ist zwar eine Umweltsauerei, aber die Wärme ist ganz anders, sie umhüllt einen richtiggehend.
Familie Ente beim Abendausflug:
- Charlotte Tina
- 10. Juni 2023
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 26. Feb. 2024
Mittwoch, 7. Juni
Und schon war ich in der nächsten Provinz. Da das AirBnB der nächsten Nacht nur 250Km entfernt war (ja, es ist unter diesen Bedingungen echt ein Klacks. Und wenn ich das sage...!).
Auf dem Highway informierten zwei Schilder über die Sensationen, die Manitoba zu bieten hat: einen Reptiliengarten und das Royal Canadian Artillery Museum. Ich bin hin und weg und einfach untröstlich, dass ich die Ausfahrten verpasst habe.
An einer kleinen Mall hielt ich, um eine Pause von der Hitze zu machen. In einem Laden probierte ich eine Jeans, die so ein schönes Dark Denim hat, wie ich es liebe. Und? Das erste Mal überhaupt, dass eine Jeans auf Anhieb passt und gemütlich ist und dann auch noch reduziert auf 30€. Wieso nur kann ich nicht mehr kaufen?!?! Miaou. Und so tolle Sandalen, ich wurde schon im Laden beim Anprobieren angesprochen. Ich suche schon ewig welche in einem satten Gelb 😎 Es werden einige Dinge von zu Hause hier bleiben müssen.
Der Kracher des Tages war aber das AirBnB in Portage la Prairie (schon wieder so ein toller Name). Ich lasse die Bilder für sich sprechen:
Ich war ja schon früh dort, habe gleich Wäsche gewaschen, köstliche eiskalte Wassermelone auf der Terrasse gefuttert und einfach gestarrt und genossen. Zudem habe ich mich besonders nett unterhalten mit der Familie, insbesondere der Mutter, Charity, die ein unglaubliches Leben geführt hat bislang und es auch weiterhin tut; spannend.
Vielen Dank für Euer Feedback zu Neufundland! Das hat die Zweifelchen ausgeräumt. Ich habe beherzt die Fähren gebucht und drei Nächte. Ich freue mich sehr darauf. Seit ich Schiffsmeldungen von Annie Proulx, verfilmt mit dem geächteten Kevin Spacey (in dem Zusammenhang spricht man in Nordamerika übrigens vom Weinstein effect), gelesen habe vor vielen Jahren, will ich da hin.
Auf der schönen Terrasse saß ich 4,5h mit kurzen Pausen und plante und buchte. Nun ist es vollbracht-alle Übernachtungen bis inkl. Schiff sind im Sack. Ein Highlight ist dabei, auf Cape Breton: eine Hütte am Meer für drei Nächte. Fernab jeglicher Zivilisation, 60Km vorher muss ich für die Tage einkaufen.
Ich werde sehr viel fahren, an den meisten Tagen 350-400Km; aber ich denke, das ist es wert. Ich freue mich sehr auf Nova Scotia und Neufundland.
Wegen der Waldbrände habe ich vorab mit zwei Unterkünften geschrieben. Die Feuer sind zwar in der Nähe, aber sie sind nicht betroffen oder gefährdet. Außerdem zieht der Rauch nach Süden, ist gerade nicht meine Richtung, auf der Route bin ich nach aktuellem Stand auch sicher unterwegs. Nur an meiner übernächsten Unterkunft sind Stand heute Feuer nah dran, aber unter Kontrolle. Da das zwei Nächte in einer Hütte im Wald sind, bin ich da etwas aufmerksam.
Falls es jemanden interessiert, auf dieser Seite informiere ich mich.
Dies ist dann meine USA&Kanada-Route:
Mehrere Eichhörnchen turnten um mich herum, sehr niedlich. Das zweite ist ein Suchbild
Eichhörnchen sind in Kanada extrem viele unterwegs, in verschiedensten Größen, Farben und Zeichnungen. Auch wenn sie gnadenlose Räuber sind, ich finde sie sooo süß!
Donnerstag
Morgens habe ich nach einem ausgiebigen Blick aufs Wasser und einer Unterhaltung mit Charity gepackt und bin nach Kenora gefahren.
Auf dem Highway, noch in Manitoba, überfuhr ich die geografische Mitte Kanadas. Yeeha.
Plötzlich waren Bäume in der Landschaft und Felsen, es wurde für meinen Geschmack wieder richtig schön, ich war in Ontario.
Kenora ist sehr hübsch und ist eingebettet in ausgedehnte Wasserflächen, die zum Wassersport und Angeln einladen. Wirklich schön hier.
Ich fuhr zu einem See und kühlte mich kurz ab,
dann zu einem Schwimmbad (Halle), wo ich meinen Km schwamm. Ich bin so froh, dass ich in Kanada Gelegenheiten finde! Ich fühle mich nach 3x gleich viel wohler in meiner Haut.
Danach schuchtelte ich einfach herum. Im Ort sah ich zwei Rehe in Vorgärten grasen und mehrere kanadische Entenfamilien mit niedlich flauschigen Küken am Seeufer.
Das Motel war ein Reinfall. Meinen Tomatensalat und Campbell's Pilzsuppe aß ich vor dem ungemütlichen Raum im Freien und war früh im Bett.
Diese Dame mit Heterochromie heißt Gretchen und wohnte mit mir im Motel.
Meine über Jahrzehnte perfektionierte Ohrenkraultechnik ist le-gen-där und wird von Katzen wie Hunden gleichermaßen geschätzt. Aber ich will mich nicht mit Eigenlob überschütten ☺️
Freitag, 9. Juni
Es ging 500Km nach Thunder Bay am Lake Superior, dem größten Süßewasser-See der Welt.
Irgendwo auf der Strecke passierte ich die nächste Zeitschwelle, nun trennen uns nur noch sechs Stunden.
Der Highway war endlos, an einer Tankstelle im staubigen Nirgendwo hielt ich. Hier wurden in einem großen Bereich des Ladens auch Angeln, Zubehör und Lebendköder verkauft, die Kundschaft langbärtige (aber auch rasierte) Männer in riesigen Trucks (so nennen sie ihre Pickups), viele mit Boot auf dem Hänger, in Outdoor-Klamotten. Kernig. Wie aus dem Bilderbuch.
Die Gegend um und ab Kenora ist wirklich toll, kann ich nur empfehlen. Hier könnte man sich Wochen aufhalten, schöne Ecken finden und tolle Sachen machen. Nennt sich Sunset Country. Ein See schließt an den nächsten an.
Allerdings ist es auch nicht ganz billig. Ich wollte einen Segelausflug auf dem See machen, ein halber Tag auf einem kleinen Katamaran hätte C$1,395 gekostet. Hüstel. Ich dachte eigentlich, da ich den Kat-Schein habe, ich fände etwas zum Mitsegeln. Leider nicht. Auch die Unterkünfte sollte man vermutlich eher Wochen oder Monate im Voraus buchen.
Avis hat mir 66€ von meiner Kreditkarte abgebucht. Das habe ich reklamiert, weil keine Ahnung, wofür. Nun habe ich eine Antwort. Weil ich den Wagen Los Angeles-Seattle drei Tage zu früh abgegeben habe, hätte sich die Rate geändert. Bin ich die einzige, die das skandalös findet? 🤬
Thunder Bay, beworben quasi als die Perle des Lake Superior, ist eine uninteressante bis hässliche Erfahrung.
Das Hostel befindet sich nur zwei Blocks vom Hafen, in dem viele teure Boote liegen, aber ich kann nicht behaupten, dass ich mich hier wohl fühlen würde oder im Dunkeln auf die Straße gehen wollte. Zum ersten Mal habe ich etwas Sorge um den Wagen bzw. meine Sachen im Kofferraum.
Ja, so eine Gegend ist das.
Nett fand ich die crew bench, schade, dass das zeitlich nicht passte.
Bei einem Thai fand ich auf der Karte mein Lieblingsessen.
Gespannt bestellte ich es. Es hatte sehr wenig mit meiner Variante zu tun, war aber lecker und sehr, sehr scharf 🌶️ Ich habe etwas geweint beim Essen. Belustigt kamen zwei Bedienungen an meinen Tisch und fragten, ob es gut sei.
Ja, das macht glücklich. Das Capsaicin in den Chilis löst über die Zunge Schmerzempfinden aus, es werden Endorphine ausgeschüttet und schon hat man ein Kleinhuhn-High (tatsächlich Pepper-High). Nicht so anstrengend wie Laufen.
Ganz gut gefallen hat mir das Setzei dazu mit dem flüssigen Eigelb; wie beim koreanischen Bibimbap verteilt man es schnell im heißen Rest des Gerichts, es stockt leicht und gibt ein herrlich cremiges, sanftes Ei-Aroma.
Wer außer meinem Bruder hat es schon nachgekocht? Es lohnt sich! Bestes Gericht überhaupt😁Mein Bruder sagt, es ist jetzt auch sein Lieblingsgericht und er variiert es mittlerweile nach eigenem Gusto. Sehr schön.
- Charlotte Tina
- 7. Juni 2023
- 6 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 16. Juli 2023
Sonntag, 4. Juni
Mein erster Stopp war die Friedensbrücke in Calgary und ein bisschen Innenstadt am Fluss entlang. Nett. Ich kann mir vorstellen, dass das eine Stadt mit Lebensqualität ist.
Beim Start zur Tagesetappe hat das Navi mich gleich ca. 60km in die Irre geführt, bis ich wieder auf den rechten Weg kam und unendlich langweilige 200Km fuhr. Die Landschaft war flach, nichtssagend, trocken und nahezu unbesiedelt. Was für ein unglaublicher Kontrast zum Vortag.
Aber seltsamerweise mag ich dieses total entspannte Fahren und finde es toll, wenn etwas Neues auftaucht und ich anhalten und gucken kann. Wobei so gut wie nie etwas auftaucht. So sehe ich beim entspannten Fahren aus😁
In Brooks machte ich Pause, aß Brisket, Cole Slaw und Maisbrot. Alles sehr gut, das Fleisch war butterzart und zerfiel beim Aufgabeln, nur leider etwas zu fett. Da half die saure Gurke.
In einem Jeansladen setzte ich meine Suche (erfolglos) fort, es ging weiter 100Km bis nach Medicine Hat.
Sehr einfaches Hotel, aber okay für eine Nacht und C$59, also 41€.
Bei der Fahrt durch die Innenstadt musste ich mal kurz aus dem Fenster fotografieren:
Ich fuhr zu einem Laden der Reitmans hieß und da gab es so viele schöne Sachen. Nicht nur günstig, sondern zusätzlich 40% reduziert und gute Qualität. Ich erstand eine schöne leichte Hose und etwas Unterwäsche. Seltsam, zu Hause geht das alles nicht so schnell kaputt.
Spontan wollte ich wegen meiner schmerzhaften Verspannungen zu einer Massage; laut Google und Rezensionen ein guter Laden um die Ecke. Das war etwas seltsam, eine enge Treppe hoch im ersten Stock. Sah alles schäbig und zwielichtig aus. Und dann kam eine Asiatin im roten Babydoll um die Ecke 🤣da war ich wohl nicht ganz richtig, obwohl sie beteuerte, ja, normale Massagen.
In einem CircleK sah ich etwas Neues: Slush-Maschinen mit Bechern in drei Größen zum selbst Befüllen. Plus Softeis in acht verschiedenen Geschmacksrichtungen. Ich sah jemandem zu, nahm den kleinsten Becher und füllte Zitrone und Limette ein, das toppte ich mit Blutorangen Vanille-Softeis. Ziemlich lecker, muss ich ehrlich zugeben.
Im Park im Schatten labte ich mich an dieser lustigen Erfrischung.
Auch hier wieder viele Menschen, die offensichtlich Probleme haben. Aber: alle grüßen höflich und freundlich, keiner bittet um Geld. Das beides ist mir nun schon häufig aufgefallen.
Ich promenierte durch das Städtchen, das doch recht nett ist. Die Dame ist aus Holz.
Um 19:30 waren es immer noch 26 Grad und die Sonne brezelte.
Montag
Nächster Halt ist Caronport, kurz vor Regina. 45min nach Start war ich schon in der nächsten Provinz, Saskatchewan.
Es wurden 31 Grad. Im Schatten natürlich. Das ist eine Temperatur, die mich buchstäblich lahm legt.
1/3 des südlichen Teils der Provinz sind Prärie, mit Gras bewachsene Steppe. Das sind etwa 45 Millionen Hektar. Und dieses Gebiet durchquere ich seit Tagen.
Grasland macht 8% der Fläche der Erde aus und ist, wie alle anderen Ökosysteme auch, gefährdet. Steppen gehören ebenfalls dazu.
Mittags ging ich schwimmen im Hallenbad (aquatic center) mit 50m-Bahn, toll! Da waren nur zwei weitere Leute.
Eine davon Regina, die 1975 mit ihrem Mann dem Pfarrer aus Augsburg ausgewandert ist.
Leider wollte sie mich von Gott überzeugen und fand es ein Wunder, dass wir uns über den Weg laufen. Ich fand es einen netten Zufall. Abgesehen von diesem Gott-Gefasel war sie sympathisch.
Aber dann ging es los mit, ich solle mein Herz für den Herrn öffnen, er sei für unsere Sünden gestorben und den ganzen Schwachsinn.
Ich finde so etwas unglaublich unangenehm, deplatziert, respektlos, übergriffig, anmaßend. Impertinent.
So ein schönes Wort 😉
Jeder soll glauben, was er mag (solange es nicht ein global todbringender Scheiß oder ähnliches ist).
Und schön, wenn es Menschen hilft, mit Schwierigkeiten oder einfach ihrem Leben besser zurecht zu kommen oder es erfüllter zu leben.
Aber ich erzähle solchen Menschen auch nicht ungefragt, was ich von Religion(en) bzw. Glauben halte und versuche nicht, sie davon (mit Impertinenz 😎) abzubringen. Würde ich das tun, wäre es sehr schnell kein freundliches Gespräch mehr. Das ist für mich ein typisches leben und leben lassen-Thema.
In einem Tim Hortons aß ich danach ein sehr leckeres kleines Panini mit dünn geschnittenem Rindfleisch, Zwiebeln und Käse zum Frühstück. Danach gab es einen großen Eiskaffee. Der Laden wächst mir ans Herz. Es gibt ihn überall, ich habe für beides nur 6,94€ bezahlt, der Eiskaffee wird ohne Zucker gemacht, nur Mich, Eiswürfel, frischer Espresso. Und seltsamerweise bekomme ich davon kein Sodbrennen.
Es war mir zu heiß für irgendwas, aber das ist hier auch eine ziemlich tote Gegend. Ich fuhr zum Motel und das war's schon mit dem Tag. Ich bin ein bisschen erstaunt und enttäuscht über die/von der Landschaft. In meiner Vorstellung war Kanada überall abenteuerlich schön. Wird bestimmt wieder!
Kennt jemand noch die Serien, Ein Mountie in Chicago und Ausgerechnet Alaska? Das waren früher mal Lieblingsserien von mir und die haben auch mein Bild von Kanada geprägt (Alaska war im selben Sack, gefühlt). Klasse Charaktere und lustig. Liefen beide in den 90ern, empfehlenswert.
Frische Kirschen und Milchreis zum Abend.
Ich habe sechs Stunden lang Unterkünfte gebucht. Es war schrecklich 🤣 Die Ostküste ist auch so absurd teuer. Ach, teuerer!
In Kanada gibt es Hotspots, beispielsweise bin ich gezwungen, übermorgen 500Km zu fahren. Die Gegend ist dünn besiedelt und es gab einfach kein Zimmer. Das, was es gab, war schon ausgebucht.
Bis auf elf Nächte in Kanada bin ich also fertig. Am schwierigsten war Maine. Und ich habe alle Register gezogen. Das ist doch verrückt, eine Nacht in einem ranzigen Bus als Angebot für 75€?!?
Jedenfalls werde ich bis Nova Scotia kommen, das ist ja schon mal schön.
Dienstag
Mein Plan für den Tag war einfach: weiter nach Osten und Zeit im Freibad verbringen bei dem Wetter. Hatte mir die vier Pools auf den 300Km rausgesucht. In Grenfell war kein Mensch im Bad. Es war nicht groß, aber trotzdem schön. In allen Bädern hier laufen die Lifeguards mit diesen Rettungsteilen rum, die wir aus Baywatch kennen; die älteren Lesenden zumindest.
Ich zog mich um und als ich loslegen wollte hieß es, der Mann der wichtig ins Wasser starre, sei der Inspektor der Region und das Bad würde nun geschlossen. Wtf?!?! Das Wasser sei etwas trüb und damit nicht sicher. Würde ein Kind ertrinken, sähen sie es womöglich nicht. Ehrlich, das war lächerlich. Das Becken hatte etwa 25x5m und das Wasser war leicht milchig, man konnte auf den Grund sehen.
Ich durfte unter Aufsicht kurz reinhüpfen zum Abkühlen, dann ging es weiter. Nr. 2 war geschlossen, in Nr. 3 durfte ich nicht rein, weil gleich Schulschwimmen war, Nr. 4 wurde renoviert. In Google Maps standen sie alle mit regulär geöffnet.
So war ich in der Mitte von Nirgendwo. Es gab dort nichts. Gar nichts. Die nächste "Attraktion" in Maps war ein 47Km entfernter Flaggengarten. Yeah. Ich liebe Flaggengärten.
Also beschloss ich, erst zu essen und dann die restlichen elf Tage zu planen und zu buchen.
Im Red Barn in Moosomin bestellte ich einen kleinen Cesar's Salad und eine Beilagengröße Poutine, mein erstes Mal. Das ist das kanadische Fastfood-Nationalgericht.
Pommes mit Bratensoße übergossen und darauf dicke, schmelzende Käsekrümel. Klingt grässlich, sieht auch so aus, ist aber lecker. Ich habe nicht mal die Hälfte geschafft nach dem Salat, der für mich eher ein Hauptgericht denn eine kleine Vorspeise war.
So gestärkt lief ich im Motel 6 des Ortes ein und legte los.
Die letzten drei Tage meines Roadtrips waren vielleicht etwas langweilig, weil es hier auf hunderte Kilometer einfach nichts Interessantes gibt, aber das Fahren ohne Ablenkung hat auch etwas Kontemplatives und ich habe für mich ein, zwei wichtige Entscheidungen getroffen, die ich seit über zwanzig Jahren vor mir her schiebe; also ist es gut genutztes Nichtstun gewesen🙂
Nun habe ich einen Weg gefunden, wie ich doch noch für drei Tage nach Neufundland käme; nämlich von Nova Scotia mit der Fähre. Von North Sydney nach Port aux Basques und zurück von Argentia. Das wäre trotzdem viel Fahrerei und 100% sicher bin ich mir nicht, aber ich würde das wirklich gern sehen. Und ich "muss" sowieso so lange wie möglich in Kanada bleiben, weil das viel billiger ist.
Hm. Hmmmmm. Was würdet Ihr machen? Ich muss das schnell entscheiden, weil ich auf der Insel auch Unterkünfte mieten müsste. Echt knifflig!
Vor New York habe ich nur drei Nächte an der Küste der USA rausgesucht und reserviert. Das ist einfach unbezahlbar. Und nun habe ich schon einen Monat vorher gebucht!
Ach, und ich müsste jetzt noch eine Stunde näher dran sein an Eurer Zeit , also nur noch sieben Stunden Differenz 🙂